120 Jahre NABU: Der Präsident bedankt sich

 

Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde,

 

in diesem Jahr wird der NABU 120 Jahre alt. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir immer mehr Unterstützerinnen und Unterstützer für den Schutz der Natur und Umwelt gewonnen und mobilisiert. Der NABU entwickelte sich auch im internationalen Vergleich zum mitgliederstärksten Ehrenamtsverband im Natur- und Umweltschutz. Das nachhaltige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern in örtlichen NABU-Gruppen, aber auch überregional, bildet das Rückgrat für die NABU-Arbeit auf regionaler, nationaler und auf internationaler Ebene. Unsere NABU-Stiftung Nationales Naturerbe steht in der von Lina Hähnle begründeten Tradition des Flächenkaufs für den Naturschutz und ist dabei ausgesprochen erfolgreich. Mit der Stiftung NABU International tragen wir der bereits von unserer Verbandsgründerin erkannten Notwendigkeit des internationalen Engagements Rechnung.

 

Mein besonderer und ganz herzlicher Dank gilt allen, die mit ihrem vielfältigen Engagement den NABU zu dem machen, was er heute ist. Werden Sie nicht müde! Denn die Herausforderungen, vor denen wir als Naturschutzmacherinnen und Naturschutzmacher im NABU stehen, sind größer als je zuvor. Lassen Sie mich als ein Beispiel die Agrar- und Naturschutzpolitik der Europäischen Union herausgreifen, ein entscheidender Faktor für den Erfolg oder Misserfolg des Natur- und Umweltschutzes bei uns. Wir haben hier schon einiges erreicht, unter anderem haben wir gemeinsam mit anderen Verbänden die Aufweichung der Europäischen Naturschutzrichtlinien verhindert. Bis es aber zur notwendigen Reform hin zu einer naturschutzgerechten EU-Agrarpolitik kommen wird, sind noch viele dicke Bretter zu bohren.

 

Der NABU-Jahresbericht 2018 ist „mein“ letzter Jahresbericht als NABU-Präsident. Er bietet einen eindrucksvollen Einblick in unsere Arbeit und demonstriert zugleich die zahlreichen und wachsenden Aufgaben, vor denen wir im NABU stehen. Wir dürfen nicht nachlassen im Einsatz für eine umweltverträgliche Agrarpolitik, für entschlossenen und wirksamen Klimaschutz, für den Erhalt der Biodiversität und die Rettung unserer Gewässer. Und wir müssen unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation unserer Industriegesellschaft leisten, die keinen Raubbau mehr mit den natürlichen Ressourcen treibt.

 

Im Herbst wird die Bundesvertreterversammlung einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin wählen: Nach 16 Jahren als NABU-Präsident werde ich den Staffelstab an meine Nachfolgerin/meinen Nachfolger übergeben. Beim Rückblick empfinde ich vor allem Stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Seit 2003 haben wir die Zahl unserer Mitglieder und Förderer auf mehr als 730.000 (Stand 30. Juni 2019) nahezu verdoppeln können, wir haben die Basis und unsere Jugend gestärkt und gleichzeitig unsere internationale Arbeit gezielt ausgebaut. Wir haben das große Potenzial erkannt und genutzt, das in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit und im konstruktiven Dialog zwischen Unternehmen und Naturschützerinnen und Naturschützern liegt.

 

Natur- und Umweltschutz sind auch dank uns in der breiten Öffentlichkeit angekommen und aus der medialen Berichterstattung nicht mehr wegzudenken. Und wir haben mit dem „Bundesprogramm Blaues Band“ und dem „Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende“ wichtige politische Weichenstellungen für den Natur- und Umweltschutz maßgeblich vorangetrieben. Gleiches gilt für das „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ und natürlich die Renaturierung der Unteren Havel, die wir gegen teilweise große Skepsis durchgesetzt haben und die heute als ein echtes Leuchtturmprojekt gelten darf.

 

Ich bin seit 1976 Mitglied im NABU. 35 Jahre lang durfte ich den NABU auf unterschiedlichen Ebenen in führenden Positionen begleiten und prägen. Der NABU ist meine Heimat und er wird es auch in Zukunft bleiben. Als Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung werde ich mich weiter für den Schutz unserer Natur und Umwelt einsetzen.

 

Meiner Nachfolgerin/meinem Nachfolger wünsche ich Tatkraft, Energie und gutes Gelingen – und vor allem den Rückhalt, den ich in meinen Jahren als Präsident gespürt habe. Das solidarische Miteinander der verschiedenen Verbandsebenen, vom Bundesverband bis hin zur Ortsgruppe, die gegenseitige Unterstützung in Großprojekten und Kampagnen sind der Markenkern des NABU – und sie werden es auch bleiben. Auch deshalb freue ich mich auf viele weitere gemeinsame Jahre mit Ihnen im NABU!

 Ihr Olaf Tschimpke

PS: Der Jahresbericht 2018 steht für Sie ab Donnerstag, 15. August 2019 zum Download unter   https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/nabu/190729-nabu-jahresbericht-2018.pdf    bereit.

Olaf Tschimpke

 

Präsident

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NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V.

 

Bundesgeschäftsstelle

 

Charitéstraße 3

 

10117 Berlin

 


NABU: 120 Jahre Naturschutz

2019 feiert der NABU seinen 120. Geburtstag. Ein stolzes Alter und ein langer, erfolgreicher Weg, den unser Verband seit seiner Gründung durch die „Vogelmutter“ Lina Hähnle zurückgelegt hat. Mit dem Vogelschutz begann alles, und auch heute noch steht der Einsatz für unsere Vögel und ihre Lebensräume im Zentrum der NABU-Aktivitäten: vom Paradiesvogel zur Feldlerche. Doch schon längst hat sich das Spektrum unserer Herausforderungen erweitert: Wir engagieren uns für eine naturverträgliche Landwirtschaft, in der Insekten und Vögel eine Zukunft haben. Wir kümmern uns um den Schutz der Meere, streiten für eine umweltverträgliche Energiewende und entwickeln Konzepte zur Abfallvermeidung. Und wir mischen uns in die politischen Debatten ein, vor Ort, in Berlin und in Brüssel.

 

Erfolgreicher Naturschutz kennt keine Grenzen. Deshalb hat sich unser Horizont geöffnet: Heute ist der NABU weltweit aktiv, kämpft für die bedrohten Schneeleoparden in Zentralasien und für die letzten Wildkaffeewälder im äthiopischen Hochland. Dabei agieren wir stets auf Augenhöhe, beziehen die Menschen vor Ort in unsere Arbeit ein und entwickeln mit ihnen gemeinsam neue Perspektiven. Dafür steht vor allem unsere Naturschutzstiftung NABU International, die 2019 auf zehn erfolgreiche Jahre zurückblickt.

 

30 Jahre nach dem Fall der Mauer sind wir im NABU stolz auf einen Zusammenschluss der Naturschützerinnen und Naturschützer in Ost und West, den man tatsächlich als „Vereinigung“ bezeichnen kann – und der wichtige Impulse gesetzt hat: Wertvolle Flächen zu kaufen, um diese dauerhaft zu retten, diese Strategie aus den Anfangsjahren unseres Verbandes wurde um die Jahrtausendwende vor allem im Hinblick auf die Naturparadiese in Ostdeutschland erfolgreich reaktiviert. Unsere 2002 gegründete NABU-Stiftung Nationales Naturerbe hat bis heute, 111 Jahre nach dem ersten Flächenkauf durch den NABU, mehr als 20.000 Hektar als Lebensraum für seltene und bedrohte Tiere und Pflanzen gesichert.

 

Wer sich für Natur und Umwelt engagiert, bekommt mitunter heftigen Gegenwind ins Gesicht. Konstruktive Kritik ist uns stets willkommen, aber eines muss klar sein: Wir sind keine ewiggestrigen Spinner und Träumer, die Deutschland vom Pfad des wirtschaftlichen Erfolgs abbringen wollen. Im Gegenteil: Wer sich darum bemüht, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, den unendlichen Reichtum der Natur zu schützen und den Klimawandel zu stoppen, der handelt wahrlich modern und der Zukunft zugewandt.

 

Der NABU steht mitten in der Gesellschaft, als streitbarer, aber immer gesprächsbereiter Anwalt von Umwelt und Natur. Mehr als 700.000 Mitglieder und Förderer sind ein eindrucksvoller Beweis, dass wir die Menschen mit unseren Angeboten erreichen. Das zeigt auch die große Beteiligung an unseren Citizen-Science-Aktionen, wie den Vogelzählungen im Winter und im Mai oder dem „Insektensommer“.

 

Wie kein zweiter Umweltverband verbindet der NABU heute Tradition und Moderne. Doch bei allem Wandel ist im Lauf der Jahrzehnte eines gleich geblieben: Das herausragende Engagement und die Kompetenz der vielen Naturschutzmacherinnen und Naturschutzmacher in den mehr als 2.000 NABU-Gruppen überall in Deutschland.

 

(Text: OLAF TSCHIMPKE, NABU-Präsident / NABU-Bundesverband)


Der NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V.

Über 100 Jahre aktiv für Natur und Mensch

Geschichte

Lina Hähnle
Lina Hähnle

Der NABU wurde 1899 in Stuttgart von Lina Hähnle als "Bund für Vogelschutz" (BfV) gegründet. In den Jahren 1938 bis 1945 als "Reichsbund für Vogelschutz" gleichgeschaltet, erfolgte ab 1946 der Wiederaufbau als BfV. 1965 hat sich der Verband in "Deutscher Bund für Vogelschutz" (DBV) umbenannt und in Landesverbände untergliedert. Im Jahr 1990 fand dann der Zusammenschluss mit den in der ehemaligen DDR neu gegründeten Landesverbänden zum Naturschutzbund Deutschland (NABU) statt.

 

 

1899 - 1999: 100 Jahre NABU

 

1898: Nach dem Vorbild Österreichs schließen sich in Württemberg örtliche Vereine zum "Schwäbischen Bund der Vogelfreunde" zusammen.

1. Februar 1899:
LINA HÄHNLE gründet in der Stuttgarter Liederhalle den "Bund für Vogelschutz", später "Deutscher Bund für Vogelschutz" (DBV) bzw. "Naturschutzbund Deutschland" (NABU).
Die 47jährige Gattin eines schwäbischen Fabrikanten und liberalen Reichstagsabgeordneten wird aktiv, weil sie "die rücksichtslose Ausbeutung der Natur einfach nicht mehr mitansehen" kann.
Um möglichst vielen Menschen die Mitgliedschaft zu ermöglichen, wird der Beitrag mit 50 Pfennig im Jahr zunächst bewusst niedrig angesetzt. Ende des Jahres können so 3.500 Mitglieder registriert werden.
1899: Die Stadt Giengen überlässt dem BfV eine kleine Insel an der Brenz (erstes eigenes Schutzgebiet!).

1902: Ende des Jahres zählt der BfV 6.100 Mitglieder.

1906: LINA HÄHNLE startet eine Werbeaktion für den "Bund für Vogelschutz" in Adelskreisen. Sie gewinnt die Könige von Schweden, Rumänien und Bulgarien, das württembergische Königspaar und fast alle deutschen Fürsten als Mitglieder.

1908: Der "Bund für Vogelschutz" kauft das erste Naturschutzgebiet, die Nachtigalleninsel im Neckar bei Lauffen, für 2.380 Reichsmark.

1908: LINA HÄHNLE (Bund für Vogelschutz) erkämpft bei den Abgeordneten im Deutschen Reichstag ein Vogelschutzgesetz. In demselben Jahr initiiert sie eine weltweite Kampagne gegen Vogelfedern auf Hüten und kann hierfür sogar den amerikanischen Präsidenten WOODROW WILSON gewinnen, der 1912 Mitglied im deutschen Vogelschutzbund wird.

1910: Der Weltreisende und Erfolgsautor CARL GEORG SCHILLINGS schreibt für den BfV die Broschüre "Die Tragödie des Paradiesvogels und des Edelreihers"; er wird zum Hauptlobbyisten in der Auseinandersetzung mit der Modebranche.

1911: Der "Bund für Vogelschutz" kauft am Federsee 20 Hektar Riedland; dazu gehört der Bannwald Staudacher, der sich in einen Urwald zurückverwandeln wird. Das Gebiet ist Kern des späteren Europareservats, in dem dereinst 260 Vogelarten beobachtet werden.

1912: Der amerikanische Präsident wird Mitglied des BfV; die Vereinigten Staaten verhängen ein Einfuhrverbot für Federn wildlebender Vogelarten. Schutzbestimmungen gibt es außerdem in Großbritannien, Frankreich und Belgien.

1914: Der "Bund für Vogelschutz" (heute NABU) erreicht mit 41.000 Mitgliedern einen vorläufigen Höchststand.

1965: Der "Bund für Vogelschutz" wird in "Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV)" umbenannt. Wappentier wird der Weißstorch.

15.3.1969: Gründung der Ortsgruppe Alsdorf im Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV)

1975: Kauf und Ausbau des 300 Hektar großen Teichgutes Wallnau auf der Ostseeinsel Fehmarn für etwa eine Million Mark

24.1.1976: Gründung der Kreisgruppe Aachen-Düren im Deutschen Bund für Vogelschutz

1977: Im Dezember kauft der DBV die von der Umwandlung in einen Freizeitpark bedrohten Meißendorfer Teiche und das zugehörige Gut Sunder am Südrand der Lüneburger Heide für 600.000 Mark.

1990: Im Mai wird der "Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV)" in "Naturschutzbund Deutschland" mit dem späteren Kürzel "NABU" umbenannt.

1998: Der NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLAND gründet im September die "NABU-Stiftung Nationales Naturerbe". Diese wird Spenden und Fördergelder mit dem alleinigen Zweck entgegennehmen, hiermit national bedeutsame Naturlebensräume anzukaufen und diese dauerhaft für den Naturschutz zu sichern.

1999: Am 2. Februar feiert der NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLAND (NABU) sein 100jähriges Bestehen. Der mitgliederstärkste deutsche Umweltverband (245.000 Mitglieder) betreut bundesweit mehr als 5.000 gekaufte oder gepachtete Schutzgebiete. Im Jubiläumsjahr startet der NABU eine Spendenaktion, bei der 2,5 Millionen Mark zusammengebracht werden sollen, um den gut 3.000 Hektar großen zentralen Teil des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lieberose im Südosten Brandenburgs anzukaufen und für den Naturschutz zu sichern.

Zusammenstellung: Wolfgang Voigt

Stand: 25. August 2001