Ein Vogeljahr in der Ruhezone (1983)

von Manfred Mierau und Gerhard Moll

Das Vogelleben ist das gesamte Jahr über in der Ruhezone des Naherholungsgebietes Broichbachtal sehr vielfältig.
Im Winter sind Beobachtungen für Anfänger leichter, da die Sicht nicht durch belaubte Bäume und hohe Vegetation behindert wird. Außerdem sind nicht sehr viele Arten vorhanden, die verwirren könnten.
In den Monaten Januar und Februar, als die Wasserflächen nie völlig vereist waren, konnten folgende Arten im Gebiet beobachtet werden: Mehrere Graureiher, Stock- und Krickenten, ein Sperber-Weibchen, ein Turmfalke, Teich- und Bleßrallen, ein Eisvogel, Erlenzeisige, Eichelhäher, Elstern und Rabenkrähen.

Ab Mitte Januar begannen schon mehrere Arten der Standvögel mit der Balz, zum Beispiel Buntspecht, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Amsel, Zaunkönig, Gartenbaumläufer, Kleiber, Kohl-, Weiden und Blaumeise, Goldammer, Grünling und Buchfink. Der Waldkauz konnte auf Abendexkursionen durch Vorspielen seines Balzrufes von Tonband angelockt werden.
Ab Ende Februar trafen die ersten Sommervögel aus dem Süden ein, wie Bachstelzen, Sing- und Misteldrosseln, während die Masse der Zugvögel erst ab März (der Zilpzalp) und April bei uns ankam.
Vom Frühjahr ab muss man sich bei der Bestimmung der Vögel vor allem auf sein Gehör verlassen, da die Bäume wieder belaubt sind, und fast alle Vögel ihren Balzgesang vortragen.
1983 wurde zum Beispiel der Gesang folgender Arten, zusätzlich zu den bereits aufgeführten, vernommen: Fitis, Garten- und Mönchsgrasmücke, Sumpfrohrsänger und Girlitz. Auch die trillernden Balzrufe eines Zwergtauchers konnten wiederholt gehört werden.
Ab Mai wurde dann das Brüten beziehungsweise die Jungvogelaufzucht einer Reihe von Vogelarten festgestellt, unter anderem: Stockente (3 Brutpaare), Krickente (1 Bp.), Tafelente (1 Bp.), Mandarinente (1 Bp., aus dem Alsdorfer Tierpark übergewechselt), Teichralle (3 Bp, davon eines in einem Entenbrutkasten), Bleßralle (2 Bp.), Hohltaube (1 Bp in einem Entenbrutkasten), Ringeltaube (1 Bp.), Eisvogel (1 Bp. mit 3 Jungvögeln), Bachstelze (1 Bp. in einem Entenbrutkasten), Grauschnäpper (1 Bp.), Buchfink (1 Bp, unmittelbar am Beobachtungsstand) und Star (3 - 5 Bp.). Nach dem Brutgeschäft wird es in der Ruhezone stiller. Die meisten Vögel befinden sich in der Mauser, das heißt sie wechseln ihr Gefieder.
Zur Nahrungssuche kamen 1983 unter anderem Fasan, Türkentaube, Mauersegler, Grünspecht, Rauch- und Mehlschwalbe (an diesigen Tagen in sehr großer Zahl), auch die Uferschwalbe, Schafstelze, Schwanzmeise, Stieglitz, Gimpel, Kernbeißer und Feldsperling in das Gebiet.
Ab Anfang August begann bereits der Vogelzug. Nach und nach wurden die Zugvogelarten nicht mehr in der Ruhezone festgestellt, und mehrfach erschienen Durchzügler aus nördlichen Brutgebieten wie Wespenbussard (Oktober), Kiebitz, Trauerschnäpper, Ringdrossel, Bergfink und Fichtenkreuzschnabel. Im September und Oktober überflogen insgesamt fünf Züge Kraniche unser Gebiet.
Im Spätherbst kamen die ersten Wintergäste aus dem Norden und Osten. 1983 waren es Habicht, Mäusebussard, Gebirgsstelze, Tannen- und Haubenmeise, Dohle und Saatkrähe.
Als dann die ersten kleinen Schwärme von Erlenzeisigen auftauchten, schloss sich der Kreis des Vogeljahres in der Ruhezone.


(aus: Berichte der Gruppe Broichbachtal, Nr. 7. Fotos: Waltraud Schilke / Gruppe Broichbachtal)