NATURSCHUTZ in NRW, 1/2012

Vorfahrt für das Birkhuhn

Der NABU Aachen-Land im Einsatz für europäisches Naturschutzrecht

von Bernd Pieper

 

Das in der belgischen Region Wallonie entwickelte RAVeL-Netz ist eigentlich eine gute Idee. RAVeL steht für Réseau Autonome des Voies Lentes, also für das Autonome Netz der langsamen Wege. Stillgelegte Bahntrassen und ehemalige Treidelwege entlang von Flüssen und Kanälen bilden heute in Belgien, Frankreich, Deutschland und Luxemburg ein Netz von rund 5.224 Kilometern. Die Strecken mit einer maximalen Steigung von sechs Prozent sind ausschließlich für Fußgänger, Radfahrer, Skater, Reiter und Rollstuhlfahrer gedacht.

 

Die RAVeL-Linie Nr. 48 nutzt die Trasse der 1885 erbauten Vennbahn. Der Betrieb auf dieser Strecke wurde 1989 eingestellt, 2007 begann nach dem Abbau der Gleise der Ausbau der rund 130 Kilometer langen Trasse. Der Weg führt von Aachen über Monschau bis nach Ulflingen in Luxemburg - und auf dem Abschnitt zwischen Simmerath-Paustenbach und Konzen wird deutlich, dass auch sanfte Mobilität ihre Tücken haben kann.

 

Der NABU NRW hat über seinen Stadtverband Aachen und den Kreisverband Aachen-Land Einspruch gegen die Erteilung der Städtebaugenehmigung für den Ausbau der Strecke auf besagtem Teilstück eingelegt, da sie nach seiner Ansicht massiv gegen europäisches und deutsches Naturschutzrecht verstößt. Gleichzeitig ging eine Beschwerde an die EU-Kommission. Für den NABU-Landesvorsitzenden Josef Tumbrinck belegen mehrere Gutachten eindeutig, "dass der Ausbau der Radroute und der damit verbundene zunehmende Radtourismus in diesem Bereich erhebliche Auswirkungen auf die benachbarten Schutzgebiete haben wird." Besonders betroffen wäre das hier in den letzten Jahren beobachtete, streng geschützte Birkhuhn, das als Brutvogel auf der aktuellen Roten Liste für Nordrhein-Westfalen als "ausgestorben oder verschollen" gilt. Deshalb müssten sowohl die Städteregion Aachen als auch die zuständigen belgischen Behörden die am 15. April 2011 erteilte Genehmigung zurücknehmen und die vom Gutachter vorgeschlagene alternative, bereits vorhandene Trassenführung zwischen Paustenbach und Konzen umsetzen.

 

"Im Grundsatz befürworten wir den Bau der Radroute", stellt Dr. Eike Lange vom NABU Aachen-Land klar. Dennoch müsse auch bei diesem Projekt das geltende Naturschutzrecht eingehalten werden, zumal in der Region auch andere seltene Arten wie Braunkehlchen, Raubwürger, Bekassine und Ziegenmelker ihren Lebensraum hätten.

 

Dass die Bauarbeiten trotz des Einspruchs weiter zügig voran getrieben werden, macht Lange wütend: "Bei der Planierung der Trasse wurden wichtige Schutzhecken im Randbereich zerstört, und ein Tümpel mit einer alten Biberburg wurde zugeschüttet." Deshalb hat Eike Lange auch privat bei der Staatsanwaltschaft in Aachen Strafanzeige erstattet.

 

 


Eifeler Zeitung, 6.1.2012

Natur verhindert eine Teerdecke im Venn

"Vennbahn" von Paustenbach bis Konzen Schotter

Von Ernst Schneiders


Nordeifel. Im Frühjahr wird man sie mit etwas Glück wieder hören, die nur noch wenigen Birkhähne im Hohen Venn, wenn sie sich an ihrem angestammten Balzplatz einfinden, sich aufplustern, umherhüpfen und weithin hörbar zischen und kullern – der Damen wegen. Ansonsten ist es still geworden um die Birkhühner im Venn. Nicht wenige Ornithologen befürchten, dass die hühnergroßen Vögel in der Region kurz vor dem Aussterben stehen. Neun Hähne soll es nurmehr geben, so das Ergebnis einer Zählung. Eine andere nennt die Zahl 15. Beides nicht gerade üppig im Vergleich zu den 200 Individuen dieses typischen Hochmoorbewohners, die in den 1960er Jahr hier gezählt wurden.

 

Selten und besonders sensibel


Als „Eiszeitrelikt“, wie es im Internet heißt, bewohnt diese Art, die normalerweise in den Bergen und im Hohen Norden heimisch ist, seit mehr als 10 000 Jahren Hochmoore und Heideflächen. Symbolisch ist der Birkhahn das Wappentier des Naturparks Hohes Venn-Eifel, dessen Lebensräume in der jüngeren Vergangenheit völlig zerstückelt, urbar gemacht und größtenteils aufgeforstet worden sind, was zu einer bedrohlichen Situation für die Tiere geführt hat. Daran hat weder das totale Jagdverbot im Jahr 1966 noch die Unterschutzstellung der Tiere im Jahr 1985 letztlich etwas ändern können. Seit 1991 ist das Birkhuhn unter Anhang I der Europäischen Richtlinie zum Schutz bedrohter Tierarten eingetragen. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) wie auch die „Natura 2000“ bezeichnen das Birkhuhn als eine besonders sensible Tierart, deren Lebensraum vorrangig geschützt werden muss.

 

Mit dem Birkhuhn musste sich unlängst auch die Städteregion Aachen beschäftigen, als es um den Ausbau des Ravel-Radweges (der jetzt schmucklos „Vennbahn“ heißt) durch das Venn zwischen Paustenbach und Konzen ging. Ungläubige Blicke löste die Darstellung aus, „wegen der Birkhühner“ dürfe dieses Teilstück der herbeigesehnten Touristenattraktion nicht asphaltiert werden. Unmittelbar, so Detlef Funken, Pressesprecher der Städteregion, habe diese Auflage natürlich nichts mit den Birkhühner zu tun. Dieses Teilstück des Radweges falle in das Gebiet „Natura 2000“, in welchem es untersagt sei, Boden zu versiegeln.

 

Der Naturschutzbund NABU hat die Städteregion Aachen bereits vor einiger Zeit aufgefordert, jegliche Bauarbeiten zur Ravel-Route auf deutscher Seite zwischen Paustenbach und Konzen unverzüglich einzustellen und bereits ausgeführte Baumaßnahmen wieder rückgängig zu machen. „Trotz Einspruchs des NABU und den in Brüssel anhängigen EU-Beschwerden hat die Städteregion den Ausbau in diesem Bereich vorangetrieben“, kritisierte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes. „Mit dem Kopf durch die Wand“ versuche die Städteregion hier, ohne Rücksicht auf die letzten Birkhühner in NRW, Fakten zu schaffen und scheue nicht davor zurück, „gegen nationales und europäisches Naturschutzrecht zu verstoßen“.

 

Rechtswidrigkeit bestätigt


Dabei habe die Landesregierung in Düsseldorf bereits Ende Oktober 2011 das Vorkommen der Birkhühner zwischen Paustenbach und Konzen und die daraus folgende Rechtswidrigkeit des Baus des Trassenabschnittes bestätigt. Zudem hätten Umwelt- und Wirtschaftsministerium bestätigt, dass das Projekt wegen des Verstoßes gegen europäisches Umweltrecht nicht nach Interreg förderungsfähig sei und das Land sich daher auch nicht an der Finanzierung beteiligen werde. „Vollkommen unverständlich“ sei es für den NABU daher, dass die Städteregion Aachen unter Hinweis auf eine belgische Genehmigung weiter baue.

 

Der NABU hatte die Staatsanwaltschaft Aachen gebeten, die Rechtmäßigkeit der Verausgabung deutscher Steuergelder auf belgischem Hoheitsgebiet ohne den für solche Verfahren zwingend vorgeschriebenen Staatsvertrag zu prüfen.

 

Die Justiz hat mittlerweile geantwortet, so Tumbrinck gegenüber unserer Zeitung. Die Staatsanwaltschaft sei der Auffassung, dass derlei Zahlungen über bilaterale und europäische Verträge abgesichert seien. Ein Straftatbestand, beispielsweise Veruntreuung, liege also nicht vor, so dass diese Angelegenheit nicht weiter verfolgt werde.

 

 

 

Eifeler Zeitung, 23.12.2011

Kuckuck macht sich in der Eifel weiter rar

Bilanz der Vogel-Brutsaison 2011: 90 Arten brüten

Von Günter Krings 


Nordeifel. In der vergangenen Brutsaison dürften gut 90 verschiedene Vogelarten im Raum Monschau und Simmerath gebrütet haben. Bei Wachtel, Wendehals und Kolkrabe ist unklar, ob sie hier Nachwuchs großgezogen haben: Sie wurden zwar während der Brutzeit hier gehört oder beobachtet, aber ein direkter Brutnachweis dieser seltenen Vogelarten konnte bisher noch nicht erbracht werden.

 

Orpheusspötter und Blässhühner

 

Ein ursprünglich südwesteuropäischer Singvogel, nämlich der Orpheusspötter, ist seit einigen Jahren in unserer Heimat Brutvogel. Im Bereich Kranzbruch bei Simmerath dürften in diesem Jahr mindestens drei Brutpaare dieser kleinen, blassgelben Vögel versucht haben, Junge großzuziehen. Singende Individuen dieser Art wurden auch gehört im Bereich des Forsthauses Hochau bei Simmerath und im Roten Venn bei Mützenich. Diese Vogelart erweitert seit den 1960er Jahren ihr Areal immer weiter nach Norden und erreichte im Jahre 1980 Südwestdeutschland. Der erste Brutnachweis gelang 1984 im Saarland, wo auch heute noch die größten Bestände zu verzeichnen sind.

 

Auf kleinen Inseln im Obersee bei Pleushütte brüteten in diesem Jahr drei Paare Blässhühner, von denen mindestens zwei Paare erfolgreich waren und Junge auf dem See führten. Zwei Paare der mittlerweile sehr seltenen Braunkehlchen brüteten an der oberen Kall bei Simmerath, wobei bei einem Paar zwei Jungvögel beobachtet wurden.

 

Singende Feldschwirle, die auch sehr selten bei uns sind, wurden gehört im Roten Venn bei Mützenich, an der Wetterstation am Stehling und am alten Modellflugplatz an der Kall. Im Juni wurden bei Brutvogelkartierungen im Bereich der oberen Kall und ihren Nebenbächen insgesamt 29 singende Sumpfrohrsänger gefunden – eine bisher nie erreichte Anzahl für unsere Region. Schwarzkehlchen wurden während der Brutperiode gefunden im Kranzbruch, an den Kallquellen bei Konzen, am alten Modellflugplatz, im NSG Lenzbach bei Paustenbach und Auf den Kempen bei Simmerath. Auch für die Neuntöter war die Brutperiode erfolgreich. Es wurden 37 Reviere dieses Singvogels gefunden, in denen mindestens 30 Paare erfolgreich brüteten.

 

Wie schon seit Jahren hat sich der Kuckuck selten gemacht. In den Monate April, Mai und Juni wurden an verschiedenen Stellen im Bereich der Kall bei Simmerath rufende Männchen gehört, wobei unbekannt ist, ob das immer der gleiche Vogel ist oder ob da mehrere ihre Reviere durch ihre Rufe markieren. Die Balzrufe des bei uns seltenen Mittelspechtes wurden mehrmals im April in der Menzerheck vernommen. Nilgänse dagegen sind mittlerweile keine Rarität mehr, sondern sind zu allen Jahreszeiten an den Talsperren und einigen Angelseen zu finden.

 

Graureiherpaar bei Mützenich

 

Eine Graugans hat in der Nähe eines Palsens bei Mützenich gebrütet. In der Nähe von Mützenich hatte auch ein Graureiherpaar einen Horst in einem hohen Baum gebaut und vier Junge großgezogen. Eine Schleiereule hat in einem Haus im Zentrum Simmeraths erfolgreich gebrütet.

 

Weiterhin fehlen einige einstige Brutvögel unserer Region: Birkhuhn, Rebhuhn und Grauspecht. Abnehmende Tendenzen zeigen Feldlerchen, Rauch- und Mehlschwalben, Mauersegler, Bluthänfling, Fitis im Rurtal, Wasseramsel.

 

 

 

Eifeler Zeitung, 17.12.2011

Der Biber hat zugeschlagen: Das hält der stärkste Baum nicht aus

(Pressefoto: Günter Krings)
(Pressefoto: Günter Krings)

An der Rur zwischen Dedenborn und Hammer hat der Biber wieder unübersehbar „zugeschlagen“ und kräftige Bäume gefällt.

Es handelt sich um Bruchweiden, die er umgelegt und benagt hat. Der Biber ernährt sich von der Baumrinde.

Während Naturschützer die starken Biberpopulationen als gelungenes Beispiel für Artenschutz und Wiederansiedlung in der Eifel feiern, hat der Biber nicht überall Freunde.

Bisweilen zieht der große Nager sich den Zorn von Gartenbesitzern zu, wenn er sich dort einen besonders „leckeren“ Baum holt. (gük)

 

 

 

Naturschutz aktuell  NABU-Pressedienst NRW  30.11.2011

Städteregion Aachen vertreibt letzte Birkhühner in NRW

 

NABU fordert sofortigen Stopp und Rückbau des RAVeL-Radweges zwischen Paustenbach und Konzen | Staatsanwaltschaft eingeschaltet

 

Düsseldorf/Aachen – Der Naturschutzbund NABU NRW hat die Städteregion Aachen erneut aufgefordert, jegliche Bauarbeiten zur RAVeL-Route auf deutscher Seite zwischen Paustenbach und Konzen unverzüglich einzustellen und bereits durchgeführte Baumaßnahmen wieder rückgängig zu machen. „Trotz Einspruchs des NABU und den inzwischen in Brüssel anhängigen EU-Beschwerden treibt die Städteregion den Ausbau in diesem Bereich weiter voran“, kritisierte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes. Ganz nach dem Motto „mit dem Kopf durch die Wand“ versuche die Städteregion hier, ohne Rücksicht auf die letzten Birkhühner in NRW, Fakten zu schaffen und scheue nicht davor zurück, gegen nationales und europäisches Naturschutzrecht zu verstoßen.

 

Dabei habe die nordrhein-westfälische Landesregierung dem NABU NRW und anderen Umweltverbänden bereits Ende Oktober das Vorkommen der Birkhühner zwischen Simmerath-Paustenbach und Konzen und die daraus folgende Rechtswidrigkeit des Baus des Trassenabschnittes bestätigt. Zudem hätten Umwelt- und Wirtschaftsministerium bestätigt, dass das Projekt wegen des Verstoßes gegen europäisches Umweltrecht nicht unter Interreg IV A förderfähig sei und das Land sich daher auch nicht an der Finanzierung beteiligen werde.

 

Vollkommen unverständlich sei es für den NABU daher, dass die StädteRegion Aachen unter Hinweis auf eine belgische Genehmigung weiter baue, obwohl die nordrhein-westfälische Landesregierung die Rechtswidrigkeit des Streckenabschnittes festgestellt habe, und auch die Ermittlungen der Europäischen Kommission noch nicht abgeschlossen seien. „Der NABU erwartet von der StädteRegion eine Stellungnahme, weshalb sie trotz der nachweislich existierenden Birkhühner, der Rechtswidrigkeit der Planung und der von der eigenen Biologischen Station und dem eigenen Gutachter vorgeschlagenen Alternativroute starrköpfig daran festhält, in diesem Abschnitt zu bauen“, so Tumbrinck. Sogar auf belgischer Seite würde jetzt zwischen Monschau und Sourbrodt nach einem Planungsstopp durch den wallonischen Umweltminister inzwischen eine Alternativtrasse realisiert.

 

Zudem habe der NABU die Staatsanwaltschaft Aachen vor kurzem gebeten, die Rechtmäßigkeit der Verausgabung deutscher Steuergelder auf belgischem Hoheitsgebiet ohne den für solche Verfahren zwingend vorgeschriebenen Staatsvertrag zu prüfen. Auch hier stehe das Ergebnis noch aus.

 

 

Für Rückfragen:

Dr. Eike Lange

2. Vorsitzender NABU-Kreisverband Aachen-Land

Tel.: 02405 – 94708

 

Josef Tumbrinck

Vorsitzender NABU NRW

mobil: 0171 – 38 67 379

 

Herausgeber: NABU NRW (Naturschutzbund Deutschland e.V.) 40225 Düsseldorf

Redaktion: NABU-Pressestelle NRW, Birgit Königs (verantwortlich)

Tel. 0211.15 92 51 - 14 | Fax -15 | E-Mail: E-Mail: B.Koenigs@NABU-NRW.de

 

 

 

Birkhuhn beschäftigt nun Brüssel

Von Udo Kals | Aachener Zeitung 28.11.2011, 19:59

Vennbahn-Trasse (Foto: Kals)
Vennbahn-Trasse (Foto: Kals)

Aachen. Jetzt ist das Birkhuhn also in Brüssel angekommen. Zwar hat sich das durchaus flugfähige Getier von der Nordeifel nicht selber auf den Weg in die belgische Hauptstadt gemacht. Doch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat nun offiziell bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Bau eines Teilstückes der Vennbahn-Radwanderstrecke eingereicht.

«Gutachten belegen eindeutig, dass der mit dem Ausbau der Radroute zunehmende Radtourismus erhebliche Auswirkungen auf die benachbarten Schutzgebiete und das im Einzugsbereich der Vennbahntrasse lebende Birkhuhn haben wird», erklärt Josef Tumbrinck, Nabu-Chef in NRW. Damit dürfe die Trasse so nicht gebaut werden, da das letzte Vorkommen dieser Art in NRW ausgelöscht würde.

 

Vor diesem Hintergrund fahren Tumbrinck und seine Mitstreiter wie Eike Lange, Vize-Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes Aachen-Land, schweres Geschütz auf: Der Nabu fordert den sofortigen Rückbau des jüngst begonnenen Ausbaus der Radwanderstrecke zwischen Simmerath-Lammersdorf und Monschau-Kalterherberg. Sowohl die dafür verantwortlichen belgischen als auch deutschen Behörden verstießen damit massiv gegen geltendes europäisches und deutsches Naturschutzrecht. Kopfschüttelnd nehmen Tumbrinck und Lange zur Kenntnis, dass eine bereits bestehende Alternativtrasse nicht mehr ins Kalkül gezogen wird, über die das Birkhuhn-Vorkommen zwischen Konzen und Paustenbach umfahren werden könne, sondern an der neuen Strecke bereits gearbeitet werde. «Die geplante Trasse führt mitten durch das Birkhuhn-Beobachtungsgebiet. Die Radroute stört die Tiere weitaus stärker als die vielbefahrene B 258», sagt Lange. Ein dazwischenliegender Wald sorge für genügend Schutz.

 

«Nicht nur die belgischen Behörden, auch die Städteregion hat die Vorschläge der eigenen Gutachter missachtet, obwohl die Alternativtrasse viel Geld gespart hätte und schneller zu realisieren gewesen wäre», sagt Tumbrinck und ist empört darüber, dass die Städteregion «die Verantwortung für dieses skandalöse Vorgehen gar den Belgiern in die Schuhe» geschoben habe, indem sie «die Entscheidungskompetenz bei den zuständigen belgischen Behörden verortete». Für Tumbrinck ist klar: «Nach geltendem Recht darf ein Projekt, das so massiv gegen europäisches Naturschutzrecht verstößt, auf der anderen Seite nicht mit Geldern der europäischen Steuerzahler subventioniert werden.» Finanziert wird der Ausbau der Vennbahntrasse zu einem Radwanderweg im Rahmen eines europäischen Interreg-Förderprogramms mit zahlreichen Geldgebern. Einer von diesen ist das Land NRW, das nun den Nabu unterstützt. Wegen der Beeinträchtigung der Birkhühner ist eine Förderfähigkeit im Rahmen des Interreg-Programms «nicht gegeben», erklärt Umweltminister Johannes Remmel in einem Schreiben und unterstreicht, dass es keine finanzielle Beteiligung von NRW für den betreffenden Abschnitt geben werde. Immerhin trägt das Land 17 Prozent der Gesamtkosten des Projekts.

 

Dies lässt die Städteregion, die wie auch Roetgen, Monschau und Simmerath den Radweg mitfinanziert, recht kalt. Ein Schreiben aus Düsseldorf habe man nicht erhalten, sagte Thomas König von der für Tourismus zuständigen Stabsstelle der Städteregion auf Anfrage von Werner Krickel (Grüne) im Tourismusausschuss. Auch über mögliche finanzielle Auswirkungen gibt er keine Auskunft. Fraglich ist, wer den etwaigen Fehlbetrag zu tragen hätte.

 

Gleichwohl wird an der Vennbahn-Route gearbeitet - auch in der Nähe der Birkhühner auf dem rund zwei Kilometer langen Stück zwischen Konzen und Paustenbach. Der städteregionale Bauamtsleiter Hubert Philippengracht sieht keinen Grund für einen Baustopp. Schließlich habe der sogenannte öffentliche Dienst der Wallonie bereits unter Auflagen eine Baugenehmigung erteilt. «Diese Auflagen sehen unter anderem vor, dass der Radwanderweg in diesem Bereich nicht asphaltiert werden darf. Vielmehr legen wir einen wassergebundenen Belag an», sagt Phillipengracht. Während Radler dieses in Feinsplitt ausgebaute Teilstück wohl ab Mitte 2012 problemlos meistern werden, dürfte für Rollstuhlfahrer oder Inline-Skater an diesem Übergang das Vergnügen zu Ende sein. Doch die können ja auf die Trasse ausweichen, die die Naturschützer ursprünglich als Alternativroute für die Radler im Blick hatten. Derweil wird in Brüssel geprüft. Und das kann dauern.

 

 

 

az-web (hes) | 07.11.2011, 17:22

Ostwind löst gewaltigen Kranichzug über der Eifel aus

Nordeifel. «Und finster plötzlich wird der Himmel, und über dem Theater hin sieht man in schwärzlichtem Gewimmel ein Kranichheer vorüberziehn."

 

Schillers «Kraniche des Ibykus» mögen so manchem Eifeler in den Sinn gekommen sein, als er am Wochenende staunend ein wahres Naturschauspiel am Himmel verfolgen konnte. In selten erlebter Zahl haben am Samstag alleine zwischen 14 und 16 Uhr mehr als 15.000 Kraniche die Nordeifel überflogen.

Auf diese Zahl kommt Günther Krings aus Dedenborn, der seit Jahrzehnten Vogelbeobachtungen im Monschauer Land macht und sich schon ebenso lang speziell mit Zugvögeln befasst.

«Das war sicher nicht das übliche Maß an Tieren, die da die Eifel überflogen haben», stimmt der Hobby-Ornithologe zu, hat aber eine Erklärung für den gewaltigen Kranichzug: «Verschiedene Gruppen, die aus Skandinavien und Norddeutschland kamen, haben sich am Dümmersee bei Hannover gesammelt, gestärkt und sind dann alle gemeinsam am Samstagmorgen gestartet, weil es von Osten her deutlich kühler wurde und sie keinen Gegenwind hatten», weiß Krings, der die Vielzahl von Formationen genau über der Eifel aber für zufällig hält: «Der Korridor des Kranichzugs lag diesmal offenbar genau über uns - das kann beim nächsten Zug schon wieder anders sein», so Günther Krings, der die Vogelmassen auch nicht für eine Winterprognose heranziehen mag: «Das ist absoluter Quatsch und sagt auch nichts darüber aus, dass der Wintereinbruch unmittelbar bevorsteht.

Anders als beispielsweise die Schwalben, die nach einer inneren Uhr ziehen, brechen die Kraniche auf, wenn sie nichts mehr zu fressen haben», so der Dedenborner über die faszinierenden Vögel, die nach seinen Forschungen an die flachen Talsperren der Champagne und bis nach Andalusien ziehen.

Das Kranich-Spektakel sorgte am Samstag bei schönstem Herbst- und Gartenwetter im ganzen Monschauer Land für Aufsehen, überall konnte man Menschen beobachten, die staunend das Naturereignis verfolgten und zum Himmel schauten. «So viele Schneegänse habe ich hier in 80 Jahren noch nie gesehen», zählte Elsbeth Schepp aus Imgenbroich 21 meist große Formationen, und auch Gabriele Kreitz aus Roetgen sprach von einem «einzigartigen Naurschauspiel» über Roetgen, Rott und Schmithof. Nach ihren Beobachungen zogen rund 4000 Kraniche in Pulks bis zu 250 Tieren über ihren Standort im Roetgener Süden.

Auch im Korridor zwischen Eicherscheid und Konzen folgte ein Schwarm dem nächsten, «sie zu zählen, war bald vergebliche Müh, denn immer wieder tauchten am Horizont neue auf», berichtete Raimund Palm aus Konzen.

Der vergangene Samstag war wohl «der» Eifeler Kranichtag in diesem Jahr, auch wenn bereits vorher kleinere Gruppen der stattlichen Schreitvögel gesichtet worden waren und ihr lautes «gruh gruh» zu hören gewesen war. «Die Kraniche ziehen hauptsächlich zwischen 15. Oktober und 15. November, man hat aber auch schon Formationen im September und Dezember über der Eifel gesehen», weiß Günter Krings. Auch der Zeitpunkt hat nichts mit Strenge, Dauer und Zeitpunkt der kalten Jahreszeit zu tun, sind Experten überzeugt.

Übrigens sind die Kraniche in diesem Jahr wohl nicht in der Region zwischengelandet - so wie in den letzten Jahren auf der Dreiborner Hochfläche oder am Hohen Venn bei Mützenich. Eines aber steht fest: Spätestens im März kehren die Kraniche zurück und verheißen den Frühling.

Heimatgeschichte: Schniejejäns und Kreujeljäns

Die Kraniche heißen in unserer Mundart «Schniëjejäns», also die Schneegänse. Dabei ist die richtige Schneegans die weiße Gans in der arktischen Tundra. In der Nordeifel haben de Schniëjejäns noch einen anderen Namen: de Kreujeljäns. Ob der «Eifeler Name» für den Kranich etwas mit der Rauschbeere zu tun hat? Wie die Moosbeere nannten unsere Vorfahren auch die Rauschbeere Kreujele. Nach dem Volksglauben sollen Kraniche eine Vorliebe für diese Beeren haben. Und auf ihren Rastplätzen im Venn gab und gibt es reichlich «Kreujele».

Der Konzener Geschichts- und Heimatkundler Hans Steinröx leitet das «Kranzvenn» zwischen Simmerath, Paustenbach und Konzen sogar von den Kranichen ab: In diesem Stück Venn wuchs einst Wacholder. Und die Wacholderbeeren sind, so sagt man, eine Lieblingsspeise der Kraniche. «Und so kommt das Wort 'krane-wite' schon im Mittelalter zu der Bedeutung Kranich. Aus dem Kranewits-Venn wird dann leicht das Kranich-Venn, das Krans-Venn, das Krangs-Venn».

Der Arbeitskreis Mundart im Lammersdorfer Heimatvereins schreibt: Krejelsjans: Der Name steht auch für die Wildgänse, die über das Eifelland reisen: erst in den Süden, dann zurück in den Norden. In Aachen nennen die Leute die Schneegans auch Krouvouël. Den Krauvuël kennen wir hier auch. Krau ist das Pack, das Gesindel, der Pöbel, also ist der Krauvuël einer aus dem Gesindel. Dieses Attribut wird den Kranichen aber nicht gerecht, vielmehr faszinieren sie auch die Menschen hier in der Eifel zweimal im Jahr mit ihrem großen Zug gen Süden.(rpa)

 

 


Eifeler Zeitung, 8.10.2011

Ortsumgehung Kesternich ganz streichen

Roswitha Weinberg aus Simmerath schreibt zum Bericht „Eifeltourismus wird ausgebremst“ für die anerkannten Naturschutzverbände und als aktives BUND-Mitglied zur Ortsumgehung Kesternich.

 

Die Naturschutzverbände NABU Stadt Aachen sowie BUND- und NABU-Kreisverbände Aachen begrüßen die Entscheidung von Landesverkehrsminister Harry Voigtberger, die Ortsumgehung Kesternich in den nachrangigen Bedarf zurückzustufen. Die Natur wird es danken, auch den Menschen die von ihr und in ihr leben.

Eine Ortsumgehung Kesternich hätte für die Natur eine immense Landschaftszerstörung zur Folge und für die Bürger eine Steuerverschwendung für fragwürdige Entlastungseffekte von nur 2600 Kfz/Tag in Kesternich. Hinzu kommt, dass durch eine Ortsumgehung eine zusätzliche Lärm- und Abgasbelästigung der Bürger am nordöstlichen Ortsrand von Kesternich eingetreten wäre.

Fernerhin kann es nicht sein, dass auf der einen Seite ein Nationalpark Eifel, der dem Schutz der Natur dient, eingerichtet wird und auf der anderen Seite eine gewachsene Kulturlandschaft durch den Bau einer unnötigen Ortsumgehung zerstört wird. Jetzt, im Zeitalter bedrohlicher Klimaveränderungen und eingeschränkter Erdölressourcen sind Planungen vieler neuer Straßenbauprojekte und Ausbauten von Straßen und Autobahnen nicht mehr zeitgemäß.

Daher appellieren BUND und NABU an die Landesregierung, es nicht mit Herabstufung der Ortsumgehung bewenden zu lassen. Die Landesregierung müsse nun auch im Bundesrat durchsetzen, dass diese Straßentrasse aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen werde.

 

 

Plakettenverelihung (Foto: Mohren)
Plakettenverelihung (Foto: Mohren)

Plaketten zieren schwalbenfreundliche Häuser

Von Johannes Mohren |Aachener Nachrichten  23.08.2011, 19:46

Stolberg. Karl Gluth hat Jahr für Jahr nachgezählt. Seit 1972 verfolgt der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Aachen-Land die Entwicklung der Mehlschwalbennester in Alsdorf-Ost. «Da ist ein ganz massiver, kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen», betont Gluth.

 

Die grafische Auswertung seiner Zählungen unterstützt seine Worte: Die Kurve des Diagramms ist seit Jahrzehnten fallend, und seit 2008 bleiben die Schwalben in dem Alsdorfer Stadtteil sogar völlig aus. Einst - in den siebziger Jahren - gab es dort noch fast 80 Nester. «Das ist eine traurige Entwicklung», sagt Gluth. Und das sei keinesfalls nur ein lokal begrenztes Phänomen.

 

Mit der erstmalig umgesetzten Aktion «Schwalbenfreundliches Haus» wolle man nun die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Situation der Schwalben lenken, erklärt der zweite Vorsitzende des Nabu, Eike Lange. Und natürlich wolle man den Menschen danken, die den Zugvögeln, die inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Deutschlands in der Kategorie V (Vorwarnliste) auftauchen, an ihrem Haus einen Nistplatz gewähren.

 

Zwölf Bewerbungen sind für die Auszeichnung in diesem Jahr eingegangen. Von Monschau bis Herzogenrath, von Würselen bis Eschweiler - in der gesamten Städteregion werden in Zukunft die quadratischen Glasplaketten mit dem Bild der Schwalbe an Hauswänden zu sehen sein. «Zugegeben, es sind noch nicht die ganz großen Zahlen, von denen wir sprechen», sagt Lange, aber man befinde sich in der Städteregion ja auch erst ganz am Anfang der deutschlandweiten Aktion.

 

Schwierige Nahrungssuche

 

Dass die Schwalben Hilfe brauchen, daran lassen die Nabu-Vertreter keinen Zweifel. «Die fehlenden Nistmöglichkeiten sind dabei nur ein - wenn auch sehr wichtiger - Baustein», betont Karl Gluth. Damit wolle er keinesfalls die Bedeutung des vorbildlichen Verhaltens der von seinem Verband ausgezeichneten Schwalbenfreunde schmälern, versichert er, sondern lediglich die Augen für die Tragweite der Problematik öffnen. «Wir müssen uns bewusst sein, dass den für uns relevanten Mehl- und Rauchschwalben besonders die Nahrungssuche zunehmend zu schaffen macht», erklärt er.

 

Denn wenn die Schwalben jedes Jahr im April aus ihrem warmen, afrikanischen Überwinterungsquartier nach rund 5000 Kilometern Flug in unseren Gefilden eintreffen, erwartet sie hier nicht mehr das «Schlemmerland» früherer Tage. «Die Schwalben leben von Insekten, gerade auf Wiesen», betont Eike Lange. Und die gebe es halt immer weniger. «Die Kommunen pflegen ihren Rasen, dass man darauf golfen könnte, für die Privatgärten gilt ähnliches, und bunte Wiesen gibt es auch kaum mehr», hebt Karl Gluth hervor. Das sei eine Katastrophe für die Schwalben, die früher vornehmlich hier ihre Nahrung erbeuteten. Und diese Kombination aus akutem Nahrungsmangel und fehlenden Brutmöglichkeiten machten der Schwalbe das Leben schwer, und lasse sie nahezu überall verschwinden.

 

Ein erster Schritt

 

Eine Entwicklung, die es nach Auffassung des Naturschutzbundes unbedingt zu stoppen gilt. Die Verleihung der Glasplaketten an die zwölf schwalbenfreundlichen Hauseigentümer in der Städteregion sei dabei sicherlich ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Die Schwalbe als Sommerbote hat Tradition, meint Eike Lange, und allein deshalb lohne sich der Einsatz für den kleinen Zugvogel, auch wenn die «Kleckereien» an Wänden und auf Bürgersteigen selbst die «Schwalbenfreunde» nicht wirklich lächeln lassen.

 

 

 

Eifeler Zeitung vom 24.5.2011

Familie Adebar gefällt's bei uns

Seit vergangenen Freitag spaziert in Imgenbroich ein Weißstorch-Trio über die Wiesen zwischen Stillbusch und Victorswäldchen und macht keine Anstalten, den Wochenendurlaub zu beenden.

(Foto: AZ / Heiner Schepp)
(Foto: AZ / Heiner Schepp)

Imgenbroich. Verlängerter Wochenend-Urlaub oder ernsthafte Umzugsabsichten? Seit vergangenen Freitag spazieren auf der großen freien Fläche entlang der Straße Hengstbrüchelchen von Imgenbroich in Richtung Rochusmühle drei Weißstörche über die frisch gemähten Wiesen. „Ich dachte zuerst, das wären Fischreiher“, berichtet Alice Klein, die die Großvögel gleich vis-a-vis vom Bauernhof Klein als Erste entdeckte. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das muntere Trio zwischen Victorswäldchen und Gut Stillbusch jedoch als äußerst seltener Besuch einer Gruppe von Weißstörchen.

Diese werden zwar immer wieder mal hier in der Nordeifel kreisend oder auch zwischengelandet gesichtet – ein so langer Aufenthalt aber ist selbst Günter Krings, Naturbeobachter und Vogelexperte, nicht bekannt: „Der Weißstorch ist ein Vogel der Niederungen und Flussauen; deshalb gehörte die Nordeifel bislang nicht zu seinen bevorzugten Landstrichen“, weiß Krings, der als Ornithologe vor Jahren erfreut die Wiederansiedlung von Schwarzstörchen in unseren Gefilden registrierte. „Bei Erkensruhr, im Nationalpark, im Wüstebachtal, unweit von Ternell und im Zweifaller Wald wurden brütende Schwarzstorchpaare gesehen und frisch bewohnte Horste gefunden“, berichtet Krings. „Das wäre noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen“, weiß der Experte, dass der schwarze Vetter von „Meister Adebar“ als Waldbewohner die waldreiche Nordeifel schätzen gelernt hat.

Ein so ausgedehntes Gastspiel von Weißstörchen im Monschauer Land aber ist selbst „Vogelzähler“ Krings nicht bekannt. „Ich kann nur vermuten, dass es sich um drei unverpaarte Tiere einer letztjährigen Brut handelt, die sich auf den frisch gemähten Wiesen am reichen Nahrungsangebot erfreuen“, glaubt Krings. Es gebe in diesem Jahr sehr viele Käfer, die neben Fröschen und anderen Lebewesen, die kriechen und krabbeln, auf dem Speiseplan der Weißstörche ganz oben stehen.

 

Ornithologische Sensation


Was dagegen spricht, dass es sich um vagabundierende Junggesellen handelt, ist die Tatsache, dass ein Tier aus dem Trio sich seit Freitag mehrfach alleine vom Acker gemacht hat und ein Paar zurückließ. „Das wäre natürlich eine ornithologische Sensation, wenn diese Störche jetzt mit dem Nestbau beginnen und hier brüten würden“, sagt Günter Krings, hält das aber nicht für ausgeschlossen: „Früher zogen die Störche jedes Jahr aus dem afrikanischen Winterquartier nach Nord- und Ostdeutschland. Aber der Zugtrieb ist bei vielen inzwischen erloschen. Schon möglich, dass sie sich neue Lebensräume suchen.“ Dafür spräche auch, dass der Weißstorch – allerdings mit menschlicher Nachhilfe – vor Jahren im benachbarten Rheinland-Pfalz angesiedelt wurde und dort seine Bestände stetig vergrößert.

Man darf also gespannt sein, wie lange das Weißstorch-Trio sich noch auf den Weiden bei Imgenbroich aufhält und ob es tatsächlich ernsthafte Ansiedlungsabsichten hegt.

Wer die drei Langbeiner beobachten möchte, sollte dies am besten von der Straße aus tun. Die Störche sind zwar laut Alice Kleins Beobachtung nicht sonderlich scheu, doch könnte ein Mensch, der ihnen zu nah kommt, das Gastspiel rasch beenden. „Und das wäre doch schade“, findet die Bäuerin und sagt: „Das wäre doch mal eine Attraktion, wenn die Störche oben auf unserem Silo ihr Nest bauen würden!“ (hes)

 

 

 

NABU gegen RAVelroute auf der ehemaligen Vennbahntrasse

Pressemeldung
NABU NRW
Nr. 25/11 ---- 18.Mai 2011

Naturschutz/Tourismus
Vorrang für den Naturschutz
NABU legt Einspruch gegen Teilabschnitt des geplanten Radweges auf der ehemaligen Vennbahntrasse ein

Düsseldorf/Aachen – Der Naturschutzbund NABU NRW hat jetzt Einspruch gegen die Erteilung der Städtebaugenehmigung für den Ausbau der so genannten RAVeLstrecke auf der ehemaligen Vennbahntrasse im deutsch-belgischen Grenzgebiet eingelegt. Das Projekt verstößt nach Ansicht des NABU massiv gegen europäisches und deutsches Naturschutzrecht. „Gutachten belegen eindeutig, dass der Ausbau der Radroute und der damit zunehmende Radtourismus erhebliche Auswirkungen auf die benachbarten Schutzgebiete und das im Einzugsbereich der Vennbahntrasse lebende Birkhuhn haben wird“, erklärt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Damit dürfe die Trasse so wie bisher geplant nicht gebaut werden.

Grundsätzlich befürworte der NABU zwar den Bau der Radroute, da sie sicherlich für den Tourismus in der Region förderlich sei, aber auch bei diesem Projekt müsse das geltende Naturschutzrecht befolgt werden. Der NABU fordere daher von den zuständigen belgischen und deutschen Behörden, die bereits mehrfach vorgeschlagene alternative Trassenführung zwischen Lammersdorf und Konzen umzusetzen. Die von Gutachtern der StädteRegion Aachen vorgeschlagene Alternativroute würde zudem wesentlich preiswerter. Und auch Belgien sei nach EU-Naturschutzrecht verpflichtet, für einen guten Erhaltungszustand der Birkhuhnpopulation zu sorgen. Diese Verpflichtung gelte auch außerhalb von Schutzgebieten. „Es reicht nicht, Birkhühner im Hohen Venn mit viel Aufwand zu schützen, wenn die außerhalb lebenden Tiere dann ohne Rücksicht auf Verluste vertrieben werden. Dies ist ein Beispiel von vielen, wie geltendes europäisches Natur- und Artenschutzrecht immer wieder mit Füßen getreten wird“, so der NABU-Landesvorsitzende.

Mit dem Birkhuhn sei zudem eine Art der höchsten Gefährdungskategorie betroffen: In der aktuellen Roten Liste von Nordrhein-Westfalen gilt das Birkhuhn als Brutvogel als ´ausgestorben oder verschollen´. „Daher muss alles getan werden, um die wenigen vorhandenen Exemplare zu schützen und die Situation der Art wieder zu verbessern“, sagt Tumbrinck. Seit 2005 gebe es erfreulicherweise mehrere Hinweise auf Birkhuhn-Vorkommen im Bereich des Natura 2000-Gebietes „Kalltal und Nebentäler“, an dem die geplante RAVeL-Route vorbeiführen soll. Die StädteRegion Aachen ließ daher im Jahr 2010 zwei Gutachten zur natur- und artenschutzrechtlichen Bewertung der geplanten Baumaßnahme anfer-tigen, die diese Angaben bestätigten. Auch die Biologische Station der StädteRegion Aachen bestätigte sowohl das Vorkommen des Birkhuhns als auch die Aussagen des Gutachtens zur Gefährdung dieses Vorkommens durch den geplanten Bau des Radweges.

Weder die StädteRegion Aachen noch die belgischen Genehmigungsbehörden hätten bisher jedoch signalisiert, diese Ergebnisse bei ihren Planungen zu berücksichtigen. Deshalb habe der NABU jetzt Einspruch gegen das Vorhaben eingereicht. Darin fordert der NABU, die Städtebaugenehmigung vom 15. April 2011 zurückzunehmen und die alternative Trassenführung zu realisieren. Sollte diesem Einspruch nicht entsprochen werden, behält sich der NABU eine förmliche Beschwerde bei den zuständigen Dienststellen der Europäischen Kommission vor , da das Projekt mit Interreg-Mitteln gefördert werden soll. „Nach geltendem Recht ist es ausgeschlossen, dass ein Projekt, das so massiv gegen europäisches Naturschutzrecht verstößt, auf der anderen Seite mit Geldern der europäischen Steuerzahler subventioniert wird“, so Tumbrinck.


Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171–3867379
Dr. Eike Lange, 2. Vorsitzender NABU-Kreisverband Aachen-Land, Tel.: 02405-94708

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