az-web, 13.05.2011, 18:50

Saatkrähen brüten neuen Ärger aus

von Karl Stüber


Nordkreis. Na, wo sind sie denn geblieben, die 109 zuletzt im Baesweiler Volkspark gezählten und dann hoch-offiziell und behördlich legitimiert vertriebenen Saatkrähen? Zwischenzeitlich haben die Saatkrähen im Nordkreis «Position bezogen» und brüten eifrig in ihren Nestern.

 

Erster Nachwuchs müsste die Eierschale abgeschüttelt haben. Hans Raida aus Herzogenrath, Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), spricht von 18 bis 20 Tagen Brutdauer und einer anschließenden Nistzeit von etwa 30 Tagen. Bis Mitte Juni müsste dann der «Ausflug» beendet sein - werden also die jungen Saatkrähen die Nester verlassen haben.

Raida und Karl Gluth aus Alsdorf, ebenfalls Nabu-Mitglied, hatten sich jetzt erneut auf den Weg gemacht und die Nester gezählt - soweit ihnen Standtorte bekannt sind. Darüber haben sich die Nabu-Leute auch mit der Unteren Landschaftsbehörde der Städteregion Aachen ausgetauscht, berichtet Raida. «Da gibt es keine großen Abweichungen bei den Zahlen», sagt er.

Demnach hat die von der Unteren Landschaftsbehörde genehmigte Vergrämung der Saatkrähen im Volkspark - hier war, wie berichtet, ein Kindergarten beeinträchtigt - hundertprozentig Erfolg gehabt. Die Saatkrähen sehen den Volkspark nicht einmal mehr mit einer Schwanzfeder an oder kommen gar auf die Idee, hier Nester zu bauen.

«Neubaugebiet» abgelehnt

Zweite Erkenntnis: Vollkomen gescheitert ist der Versuch der Behörde, die Schwarzflügler für ein Nest-Neubaugebiet Nahe des Strom-Umspannwerks zwischen Setterich und Siersdorf zu gewinnen. Dieser Vorschlag konnte bei den Saatkrähen nicht landen.

140 Nester haben die Vogelkundler an der Wolfsgasse in Setterich ausgemacht. Hier brüteten letztes Jahr noch 150 Paare. Folglich sind die am Volkspark Vertriebenen dorthin nicht in großer Zahl ausgewichen. Allerdings seien die Auswirkungen des Brutbetriebs vor allem für die Bewohner von zwei Doppelhäusern und deren Autos erheblich, zeigt Naturschützer Raida durchaus Verständnis für den Ärger dort.

Aber die Tiere stehen nun einmal unter Naturschutz. Neu ist eine kleine Kolonie von sieben Paaren «In Nähe» der Hans-Lothar-Straße, wie Raida sagt. 14 Paare sind erstmals im Bereich Park-/Bahnhofstraße «gemeldet». Neu ist offenbar auch, dass vier Nester an der Windmühle auszumachen sind. Im Bereich Sportplatz Floverich wuchs die Zahl der Bruststätten gegenüber dem Vorjahr von 7 auf 23. In Immendorf Richtung Floverich wurden 30 Nester entdeckt. Zählt man den aktuellen Bestand in Baesweiler zusammen und vergleicht ihn mit dem Vorjahr, ist rein rechnerisch etwa ein Drittel der 109 im Volkspark vergrämten Brutpaare im Baesweiler Stadtgebiet anderweitig untergekommen.

Zunahme in Würselen

Und die anderen zwei Drittel, sind die - wie befürchtet - nach Alsdorf verzogen? Nein, oder besser nur ein paar Paare, lautet die Antwort. Am St.-Brieuc-Platz nahe des evangelischen Gemeindezentrums und direkt an der Schwimmhalle über den Parkplätzen wurden 81 Nester registriert, gerade mal 3 mehr als im Vorjahr. Hier war vor ein paar Wochen der Verdacht seitens des Naturschuztbundes geäußert worden, dass nachts Unbekannte Nester aus den Wipfeln entfernt hätten, was aber nicht zu belegen war. Vier nistwillige Paare sind offenbar im Alsdorfer Burgpark aktiv.

Eine Zunahme der «Population» ist in Würselen zu verzeichnen. In der Kolonie an Oppener Straße stieg die Zahl der Saatkrähen-Quartiere von 52 in 2010 auf nun 86. Kommen wir in die Randbereiche: Nothberg (Eschweiler) 9 Nester, Rurich 32.

Da Nabu-Mitglieder auch im Raum Aachen oder anderen an den Nordkreis angrenzenden Bereichen unterwegs waren und sind, um Vogelbestände zu erfassen, dort aber kein signifikanter Zuwachs an und in Saatkrähenkolonien ausgemacht wurde, kann Hans Raida nicht sagen, wo denn die Masse der in Baesweiler vertriebenen Saatkrähen geblieben sind. Möglicherweise sind den um Aufklärung bemühten Nabu-Mitgliedern neue Nistplätze nicht lückenlos bekannt.

Aber da könnten ja aufmerksame Leser helfen. Gerne werden die Nabu-Leute Hinweisen nachgehen.

 

 


az-web, 23.03.2011, 17:45

Vergrämte Saatkrähen: Nester aus den Bäumen geholt?

von Karl Stüber

 

Nordkreis. Das Ei will befruchtet, gelegt und ausgebrütet sein. Ein Nest muss her. Aber wo soll das sein? Derzeit stimmen die am Volkspark in Baesweiler gezielt vergrämten Saatkrähen per Flügelschlag und Landeanflug darüber ab, wo sie die nächste Brut aufziehen wollen.

 

Der Frühling ist ausgebrochen, und nicht nur die Bäume schlagen aus. Der Saatkrähen Daseinszweck, ihr Naturell zwingen sie dazu. Sie können nicht anders.

Haben die 109 zuletzt am Volkspark in Baesweiler registrierten Paare die ihnen von der Unteren Landschaftsbehörde der Städteregion Aachen eingerichteten und zugewiesenen Quartiere in der Nähe des Strom-Umspannwerks zwischen Setterich und Siersdorf brav bezogen? Nein! Das haben Hans Raida und weitere Mitglieder des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), Kreisverband Aachen Land, festgestellt. «Die Nester dort sind bislang nicht angenommen worden.

Die Saatkrähen lassen sich dort auch nicht sehen. Nur im Umfeld sind einige auf Felder bei der Nahrungssuche zu beobachten», sagt Raida. Der Herzogenrather ist oft unterwegs, und die Umweltschützer sind gut untereinander vernetzt.

Innerhalb von zwei bis drei Tagen entsteht ein Nest, das sogar Stürmen widerstehen soll. Aber möglicherweise nicht übelwollender Menschenhand. So stellte der Nabu fest, dass am St.-Brieuc-Platz seit Anfang Februar ein seltsamer Nesterschwund in den Bäumen stattgefunden hat. Von 46 sank die Zahl auf nur noch 9 zu Weiberfastnacht. «Da müssen menschliche Helfer bei Nacht und Nebel unterwegs gewesen sein und mit Teleskopstangen die Nester heruntergestoßen haben», mutmaßte Raida.

Der Alsdorfer Nabu-Mann Karl Gluth hält es ebenfalls für unrealistisch, dass die Nester auf natürlich Weise verschwanden, etwa durch Sturm. Ein solches Windereignis habe es im entsprechenden Zeitraum nicht gegeben.

Schlüssige Beweisführung fehlt

Auch der bei Krähen durchaus übliche gegenseitige Raub von Nistmaterial könne nicht als Erklärung dienen. Denn dann hätten im Umfeld neue Nester entstehen müssen. Letztlich hat Gluth von einer Strafanzeige abgesehen - wegen fehlender schlüssiger Beweisführung, wer denn nun hinter dem Nesterschwund steckt.

Klaus Mingers, lange Jahre beim Ordnungsamt der Stadt Alsdorf und nun im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig, erinnert daran, dass schon vor Jahren mal der Verdacht geäußert wurde, dass Nester gewaltsam und widerrechtlich am St.-Brieuc-Platz entfernt worden seien. Auch damals konnte das nicht bewiesen werden.

Unabhängig davon prangen - wie bereits berichtet - Schilder am St.-Brieuc-Platz, die auf die Krähen aufmerksam machen und deren Treiben gemäß Naturschutzgesetz als rechtens ausweisen. Nachdem die ABU-Fraktion mit ihrem Ansinnen gescheitert war, während der Brutzeit den Parkplatz dort aus der Bewirtschaftung (Gebührenerhebung) herauszunehmen, weil dies laut Verwaltung mit Blick auf das Haushaltssicherungskonzept nicht genehmigungsfähig ist, sind laut Mingers besagte Schilder zwecks Aufklärung der Nutzer aufgestellt worden.

 

Zurück zu den aus dem Baesweiler Volkspark vertriebenen Saatkrähen, die per Ausnahmegenehmigung am Volkspark weichen mussten, weil sie mit Blick auf einen nahen Kindergarten störten und sogar - wie berichtet - die Gesundheit zu gefährden drohten.

Ziehen die nach Alsdorf um? Bemerkenswertes tut sich derzeit am Alsdorfer St.-Brieuc-Platz trotz des mutmaßlichen Zerstörens von Nestern. Dort zählten die Nabu-Leute im letzten Jahr 78 Nester. Die damit verbundenen Nebenwirkungen wie Lärm und Kot ließen zuletzt die ABU-Fraktion bei der Unteren Landschaftsbehörde nachhaken, ob denn nicht auch die Saatkrähen-Kolonie im Zentrum von Alsdorf vertrieben werden könne - ebenfalls mit Blick auf eine Kindertagesstätte. Nein, lautete die Antwort. Die Verhältnisse in Baesweiler seien nicht mit Alsdorf zu vergleichen, hieß es.

Rege Bautätigkeit

Am vergangenen Samstag zählte Raida im Zentrum von Alsdorf schon wieder 66 Nester - und die Bautätigkeit dauert an, wie viele in der Luft kreisende Saatkrähen belegen. Da können noch etliche Nester hinzukommen. Ob vertriebene Baesweiler Krähen dabei sind, lässt sich leider nicht erkennen. Vögel tragen keine Hoheitsabzeichen wie Flieger, sondern allenfalls Ringe. Aber die wurden ihnen vor der Vergrämung nicht übergestreift. So darf spekuliert werden.

Noch unklar ist zudem, ob nicht zumindest ein Teil der Volkspark-Krähen innerhalb von Baesweiler zur Kolonie an der Wolfsgasse wechseln. Im letzten Jahr wurden dort 150 (!) Nester gezählt - nach 63 im Jahre 2009. Die Tendenz ist deutlich steigend.

Raida sagte, dass der Nabu mit drei Leuten dort in ein paar Tagen die Zahl der Nester erfassen will. Viel spreche dafür, dass die am Volkspark ausgebürgerten Saatkrähen sich auf vorhandene Kolonien verteilen - innerhalb von Baesweiler und eben in Alsdorf.

Und nebenbei bemerkt: Im Alsdorfer Burgpark sind fünf von vier entsprechenden Nestern mit Saatkrähen bestückt. Vielleicht kommen da ja auch noch weitere dazu...

 

 

 

az-web, 14.02.2011, 14:24

Vergraulte Saatkrähen-Paare suchen neue Bleibe

von Karl Stüber

Nordkreis/Aachen. Es ist schon eine Weile her, dass die Saatkrähe Vogel des Jahres war. 1986 war dies der Fall, wie Hans Raida weiß. Der passionierte Hobby-Biologe und Freund der Historie hat natürlich eine entsprechende Publikation zur Hand.

Der Herzogenrather ist oft unterwegs, um nicht nur bei diesen Vögeln nach dem Rechten zu schauen. Das Thema Saatkrähen im Nordkreis ist hochaktuell, nachdem mit Genehmigung der Unteren Landschaftsbehörde der Städteregion die Kolonie im Baesweiler Volkspark vergrämt worden war, dann ein solches Vorgehen bei der Population am Saint-Brieux-Platz in Alsdorf abgelehnt wurde und man nun gespannt ist, wohin sich die 109 Brutpaare aus Baesweiler orientieren.

109 Brutpaare; nach Setterich oder Siersdorf?

«In den ehemaligen Horstbäumen in Baesweiler hängen Blecheimer, um die Tiere fern zu halten», berichtet Raida, der aktives Mitglied des Naturschutzbundes Deutsch (Nabu), Kreisverband Aachen-Land, ist. Am vom Mensch vorgesehenen neuen Standort, im Gehölz in der Nähe des Strom-Umspannwerks zwischen Setterich und Siersdorf, haben sich die so vertriebenen Vögel jedenfalls noch nicht niedergelassen, haben Raida und weitere Nabu-Leute festgestellt. Allerdings sei es noch zu früh, um zu sagen, ob dieser Standort angenommen wird oder nicht.

Erst im März werden die Brutpaare Quartier machen und sich festlegen, in welchem Umfeld sie nisten und ihre Brut aufziehen wollen, sagt Raida. Erfahrungsgemäß gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wird eine neue, kleinere Kolonie an einem völlig neuen Standort gegründet und/oder die vergraulten Saatkrähen gesellen sich zu einer anderen bestehenden Kolonie Ihresgleichen, die zumeist nicht weit entfernt liegt. Da bietet sich zum Beispiel die «Niederlassung» an der Wolfsgasse in Setterich an.

Die Verteilung und die Größe der Kolonien in der Region

Durch regelmäßige Zählungen besteht ein recht guter Überblick über die Saatkrähenkolonien in der Städteregion Aachen.

Mit Stand des Jahres 2010 befinden sich in Alsdorf am Saint-Brieux-Platz (Kolonie besteht seit 1999) 78 Brutpaare. Im Baesweiler Volkspark waren es vor der unlängst erfolgten Vergrämung zuletzt 109, an der Wolfsgasse in Setterich (neu seit 2008) 150 sowie in Floverich am Sportplatz 7. In Würselen wurden an der Oppener Straße 52 Nester festgestellt.

Mit Stand des Jahres 2009 waren es in Eschweiler im Bereich Inde/Omerbach 11, in Aachen-Laurensberg, Roermonder Straße, Tittardsfeld, Schulzentrum, 178 Nester, sowie in Aachen an der Heinrichsallee 57, am Seffenter Weg 29 und Am Wilkensberg 7.

«Während sich die Bestände in der Städteregion nur allmählich stabilisieren, ist die Entwicklung im Kreis Heinsberg 2009 deutlich besser. In 21 Kolonien wurden 1521 Nester gezählt», hat hierzu Nabu-Mitglied Hans Raida akribisch festgehalten.

 

 

 

Das Wasser geht, der Müll bleibt

Von Sarah Maria Berners | az-web, 18.01.2011, 17:47

 

Eschweiler. Holzbänke, Absperrbaken, Malerrollen, Konservendose, Pullover, Hosen und Plastik - jede Menge Müll bestimmt derzeit das Bild der Inde. Nun ja, viel Müll hat es im Flussbett schon immer gegeben, aber das Hochwasser hat alles, was am Indeufer gelegen hat, mit sich gerissen und verteilt.


Zusammen mit Gräsern und Schilf hat sich der Unrat an Bäumen und Ästen verfangen. Jetzt schwebt er in einiger Höhe über der Inde. Das Hochwasser ist zurückgegangen, geblieben ist ein Flussbett, dass einer Mülldeponie ähnelt. Die Enten sitzen am Ufer zwischen Flaschen und Plastiktüten. Auch im renaturierten Gebiet zwischen Wasserwiese und Weisweiler - wo die Inde durch die Auen mäandert - hat sich Plastikmüll angesammelt. Naherholung ist bei diesem Anblick wohl kaum mehr möglich.

 

Achtlos entsorgt

«So etwas sieht man leider immer wieder. Menschen werfen ihren Müll einfach in die Böschung», beklagt Reiner Leusch vom Eschweiler Naturschutzbund Nabu. Bei Hochwasser können Müllbeutel aufgehen und ihr Inhalt verteilt sich über den gesamten Fluss. Dazu kommt der Müll, den Passanten achtlos auf den Boden werfen. Und dieser Müll birgt Gefahren für die Tierwelt. «Kleine Lebewesen kriechen in Flaschen oder Dosen und finden nicht mehr hinaus. Größere Säugetiere und Vögel verfangen sich in Plastikstreifen», nennt Leusch einige Beispiele. Es sei sogar schon vorgekommen, dass Vögel Nester mit Plastiktüten gebaut hätten, in denen die Jungen bei Regen ertranken. Zudem gelangen zum Beispiel aus entsorgten Batterien Giftstoffe in die Natur.

Viel Arbeit kommt auf den Wasserverband Eifel-Rur (WVER) zu, denn der ist für die Säuberung des Gewässers zuständig und hat sich auch schon mit der Stadt in Verbindung gesetzt. Zuerst werden die Mitarbeiter des WVER allerdings da aktiv, wo Gefahren drohen. «Wenn Bäume und Äste unter Brücken festhängen kann das Wasser beim nächsten Hochwasser nicht so gut abfließen», erklärt Presssprecher Marcus Seiler. An einigen Stellen, so zum Beispiel in Vicht, hat der Wasserverband das Treibgut schon entfernt, weitere sollen folgen.

Erst dann ist der Müll an der Reihe. «Möglichst bald werden unsere Mitarbeiter durch das Flussbett gehen und Unrat entfernen», sagt WVER-Sprecher Seiler. Allerdings will der Wasserverband damit noch warten, bis der Wasserstand weiter gesunken ist. «Erstens, weil es dann für unsere Leute weniger gefährlich ist und zweitens, weil dann natürlich auch noch mehr Müll aufgesammelt werden kann.» Aber auch dann wird es wohl kaum machbar sein, alles restlos zu entfernen. Umweltschützer Leusch: «Über die Flüsse gelangt der Müll irgendwann ins Meer und bildet dort Teppiche, die viele Tiere gefährden.»

an-online, 17.01.2011, 17:45

Zwangsumzug der Saatkrähen: Gefährdung durch Lärm

von Stefan Klassen

 

Baesweiler. Der Motor des Feuerwehrwagens mit der Drehleiter dröhnt, die Motorsäge kreischt: Ungewohnter Lärm macht sich im Volkspark breit. Er kündet von einem in der Städteregion bislang einzigartigen Vorhaben - der Umsiedlung einer Saatkrähenkolonie.

 

109 Paare der «Corvus frugilegus» sind derzeit im Volkspark heimisch, Tendenz steigend. Und weil mit der größeren Zahl der unter Naturschutz stehenden Rabenvögel auch eine Zunahme von Kot und unüberhörbarem Gekrächze verbunden ist, fühlen sich mehrere Anwohner belästigt. Laut Peter Strauch, Erster und Technischer Beigeordneter, beantragte die Stadt Baesweiler aufgrund dieser Beschwerden deshalb bei der zuständigen Unteren Landschaftsbehörde im Umweltamt der Städteregion, Alternativen zu prüfen.

Was auch geschah. Richard Bollig, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde und studierter Biologe, nahm daraufhin im vergangenen Jahr die Saatkrähenkolonie genau unter die Lupe, zählte Tiere und Nester, listete den Baumbestand im Volkspark und das vom in Baesweiler wohnhaften «Corvus frugilegus» bevorzugte Futter auf. Ziel: Herausfinden, welche Lebensbedingungen die Volkspark-Rabenvögel haben und an einem Umsiedlungsstandort benötigen.

Mittlerweile ist ein Zwangsumzug des schwarzen Federviehs trotz des Bundesnaturschutzgesetzes genehmigte Sache. Abgestempelt von der Unteren Landschaftsbehörde.

«Es gibt im Gesetz eine Ausnahmeregelung. Wenn für Menschen eine Gesundheitsgefahr besteht, kann eine Umsiedlung stattfinden», begründet Behördenchef Bollig. Im konkreten Fall gehe es auch um die Kinder des am Volkspark angrenzenden Familienzentrums «Sonnenschein» der Städteregion. Bereits 2009 hätten Messungen ergeben, dass das Krähen-Gekrächze Werte erreicht, die bei technischen Anlagen als für Menschen schädigend gelten würden. Weil sich die Saatkrähenkolonie seitdem fast um das Dreifache vergrößert habe, so Bollig, sei analog dazu auch die Lärmemission in einen «schädigenden» Bereich gestiegen.

Den fleißigen Kameraden der Baesweiler Feuerwehr, die mit der Kettensäge 109 Nester aus den Bäumen herausschnitten, stand - mit einer kleinen Japan-Säge in der Hand - Dr. Diederik van Liere zur Seite und überwachte die Aktion. Van Liere ist Verhaltensbiologe, kommt aus dem nord-niederländischen Assen, ist der einzige Gutachter im Nachbarland, wenn es um Krähen, Gekrächze und Kot geht, wie er sagt.

 

Er hat bereits mehrere Saatkrähenkolonien in den Niederlanden umgesiedelt und über die 218 Baesweiler Rabenvögel ein Gutachten erstellt. Und Diederik van Liere hat nach intensiver Suche eine vermeintliche neue Heimat für die Umsiedlungs-Kolonie gefunden: im Bereich des Umspannwerkes zwischen Setterich und Siersdorf. «Dort finden die Tiere ähnliche Bedingungen wie im Volkspark vor.» Rotbuchen, Eichen, Linden und Lärchen stehen dort, die Saatkrähen sind recht ungestört und stören auch niemanden. Ein Teil der am Montag im Volkspark herausgeschnittenen Nester - sie stammen aus dem vergangenen Jahr - sollen dort nun, in Bäume eingeflechtet, als Lockmittel für einen Saatkrähen-Exodus dienen. «Es gibt Chancen, dass die Vögel ihre neue Umgebung annehmen», betont Experte Dr. van Liere.

Weitaus weniger optimistisch ist da Dr. Eike Lange, Vize-Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu Aachen-Land. Er ist «eindeutig gegen die Umsiedlung» und glaubt nicht, dass am neuen Ort auch neuer Nachwuchs aus den Eiern schlüpfen wird. «Wir stellen in Frage, dass das funktioniert. Das ist eine Störaktion, die dem Naturschutzgesetz widerspricht.» In drei bis vier Wochen würden die Saatkrähen ihre Eier legen, bis dahin müssten neue Nester gebaut sein. Tiermediziner Lange hält «die Bäume am Umsiedlungsstandort für zu niedrig» und glaubt, «dass die Vögel den alten Nestern nicht folgen werden». Das Vorgehen der Unteren Landschaftsbehörde sei «nicht artgerecht».

Behördenleiter Richard Bollig und Gutachter Diederik van Liere stellen sich unterdessen darauf ein, dass der Saatkrähen-Umzug von allen Beteiligten einen langen Atem erfordert. Es sei damit zu rechnen, dass zumindest einige Paare versuchen werden, ihr Nest wieder in den Baumkronen im Volkspark zu bauen - «in den nächsten Wochen und vielleicht auch in den nächsten Jahren», schätzt Bollig.

Dröhnende Motoren und kreischende Kettensägen werden vermutlich nicht das letzte Mal im Volkspark zu hören gewesen sein.

 

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