an-online 13.03.2009, 14:02

Helfer sammeln Müll am See

 

 

Eschweiler. Zahlreiche Ehrenamtler wollen am Samstag «Touristische Hinterlassenschaften» aus dem östlichen Naturbereich des Blausteinsees entfernen.


Am Samstag treffen sich die Helfer ab 9 Uhr nahe der Steganlage. Beteiligt sind das Kreisumweltamt Aachen, die Landschaftswacht des Kreises Aachen, die beiden Naturschutzverbände Nabu und Bund und der THW-Ortsverband Jülich.

Der Schwerpunkt der Müllsammelaktion liegt im Bereich des östlichen Ufers in Richtung Fronhoven und Neulohn, der zum Schutz von Tieren und Pflanzen seit Mitte Mai 2008 durch die Bezirksregierung Köln als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Das Gebiet ist für Wassersportler und Erholungssuchende als Tabuzone mit gelben Bojen gekennzeichnet und an Land mit einem Weidezaun und einem Baumstubbenwall deutlich abgegrenzt.

Die Freizeitnutzung des Blausteinsees hat auch 2008 negative Spuren hinterlassen. Der Westwind treibt ständig Müll, Unrat jeder Art sowie losgerissene Bojen in das Naturschutzgebiet. Umherschwimmende Bojen und Holzpaletten gefährden in hohem Maße Schwimmnester von Wasservögeln am Ufer, Flaschen können in trockenen Zeiten wie ein Brennglas wirken und Brände auslösen. Plastikfaschen und Metalldosen stellen für Kleintiere eine tödliche Falle dar.

Aufgrund der seit drei Jahren regelmäßig durchgeführten Tierzählungen konnten etwa 160 Vogelarten sowie Kleinsäuger, Amphibien und bedeutsame Insektenarten festgestellt werden. Diese Tiere sind auf einen ungestörten Lebensraum in der ansonsten intensiv landwirtschaftlich und industriell geprägten Landschaft angewiesen.

Mit der technisch ausgereiften Unterstützung des THW-Ortsverbandes Jülich und ihrem motorbetrieben Aluminiumboot werden alle Helfer schnell zum Einsatzort im Naturbereich transportiert. Genauso problemlos erfolgt das Beladen des Bootes mit Bojen und Unrat über eine hydraulisch absenkbare Bugrampe und der Abtransport in Richtung Seebühne. Die Aktion wird sich bis in die Mittagsstunden erstrecken und mit einem von der Blausteinsee GmbH spendierten Mittagsimbiss beendet.

Eine Aufwertung ganz anderer Art erfuhr die kreiseigene Wiesenfläche nordöstlich des Blausteinsees. Hier wurden vergangene Woche die sechs Alteichen eingegraben, die Mitte März zwischen Bardenberg/Pley und Kohlscheid gefällt werden mussten.

Eine Eschweiler Bagger- und Transportfirma grub die etwa 15 Meter langen Stämme etwa 3,50 Meter tief ein. Anwachsen werden sie zwar nicht mehr, aber dafür bieten sie - ähnlich wie an der neu verlegten Inde - den Spechten, Greifvögeln, Fledermäusen und Insekten als Totholz neue Lebensräume an.

 

 

 

Artenvielfalt in der Agrarlandschaft stark bedroht

Pressemitteilung
NABU NRW
Nr. 33/08 ---- 15. August 2008

Naturschutz/Landwirtschaft


Naturschützer schlagen Alarm
NABU: Artenvielfalt in der Agrarlandschaft durch Brachflächenschwund stark
bedroht

 

Düsseldorf - Der NABU NRW warnt vor einem dramatischen Bestandesrückgang bei
Arten der Agrarlandschaft. Die Bestände von Feldlerche, Rebhuhn und
Grauammer gingen seit Jahren kontinuierlich zurück. Vor allem die
Intensivierung der Landwirtschaft und der Flächenverbrauch durch Bebauung
führten zu diesen massiven Verlusten. Seit Herbst letzten Jahres werden
zudem aufgrund eines EU-Beschlusses zur Aufhebung der Stilllegungspflicht
Brachflächen in großer Zahl wieder unter den Pflug genommen. Erste
Erhebungen des Statistischen Bundesamtes bestätigen die schlimmsten
Befürchtungen: In ganz Deutschland ging innerhalb eines Jahres mit rund
340.000 ha die Hälfte der Stilllegungsflächen verloren, in
Nordrhein-Westfalen waren es mit 27.376 ha sogar 63% der Brachflächen.
"Umweltminister Uhlenberg muss diesen Trend in NRW sofort durch geeignete
Gegenmaßnahmen stoppen, um den drohenden Verlust der biologischen Vielfalt
unserer Agrarlandschaft noch zu verhindern", so Josef Tumbrinck,
Vorsitzender des NABU NRW.

Brachflächen seien in vielen Ackerbauregionen die letzten ökologischen
Rückzugsräume. Ihr Blüten- und Insektenreichtum mache sie für Feldvogelarten
wie die Feldlerche, das Rebhuhn und die Grauammer unverzichtbar. Hase,
Hamster und weitere Kleinsäuger fänden hier ebenfalls Schutz und Nahrung.
"Ein Rückgang dieser Flächen zugunsten eines verstärkten Anbaus von
Energiepflanzen wie Mais und Raps, aber auch von Getreide, wie er zurzeit
überall zu beobachten sei, gefährdet die Artenvielfalt der Agrarlandschaft
extrem", erklärt Tumbrinck. Dabei machten speziell die Feldvogelarten den
Naturschützern Sorge. So sei die Zahl der Brutpaare bei der Feldlerche seit
1999 landesweit um 10% zurückgegangen. Regional seien die Bestände teilweise
sogar um 20-50% eingebrochen. Auch beim Rebhuhn würden Bestandesrückgänge
von bis zu 50% beobachtet. "Der massive Verlust an Brachflächen stellt einen
weiteren Intensivierungsschub in der Landwirtschaft dar, der den bisher
schon beobachteten Rückgang von Feldlerche und Rebhuhn noch beschleunigen
wird", ist sich der NABU-Landesvorsitzende sicher. Ganz schlecht stünde es
auch um die Grauammer, die massiv auf Brachflächen und Brachestreifen
angewiesen wäre. Sie könne bei einem aktuellen Stand von lediglich 250
Brutpaaren einen zusätzlichen Verlust ihres sowieso schon knappen
Lebensraumes gar nicht mehr verkraften.

Als Ersatz für die verloren gegangenen Stilllegungsflächen fordert der NABU
die Einführung von "ökologischen Vorrangflächen" auf 10 Prozent der
landwirtschaftlichen Nutzfläche. Zu den Vorrangflächen gehörten Blühflächen
oder Blühstreifen, Buntbrachen, artenreiche Grünlandflächen oder
Feldgehölze. In der Schweiz gibt es solche Vorrangflächen bereits seit 1999,
und vor kurzem kündigte Großbritannien als Reaktion auf die Abschaffung der
Stilllegung ein ähnliches Modell an, das als Voraussetzung zum Bezug der
EU-Agrarzahlungen dient. Der NABU NRW appelliert daher an die
Landesregierung, diesen Beispielen zu folgen. "Nordrhein-Westfalen muss die
Vorteile der Flächenstilllegung zum Schutz der biologischen Vielfalt
erhalten und entsprechende Initiativen ergreifen", fordert Tumbrinck. Dazu
zähle insbesondere die Einrichtung eines Förderprogramms für die Arten der
Feldflur, mit dem finanzielle Anreize geschaffen würden, Brachen zu erhalten
oder neu zu schaffen. Nur so ließe sich der alarmierende Artenrückgang in
der Kulturlandschaft bremsen.

 

 


Aachener Zeitung vom 26.3.2008

2000 Bäume und Sträucher im Broichbachtal gepflanzt

Nordkreis. Nicht schlecht staunten Spaziergänger über eine groß angelegte Aktion der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Aachen. Im Umfeld des renaturierten Broichbaches zwischen der Broicher- und Kranentalsmühle wurden jetzt rund 2000 Bäume und Sträucher gepflanzt.

Auf den Böschungsflächen keimen bereits die Gräser, Kräuter und Gehölze wie Feldahorn, Liguster, Wildrose und Mehlbeere sowie die Früchte der Alteichen. «Sträucher wie Weißdorn, Hartriegel oder Haselnuss und dazu Baumarten wie Stieleiche, Rot- und Hainbuche werden die Begrünung weiter bereichern», freute sich Udo Thorwesten vom Kreis Aachen.

Um künftig eine Biotopvielfalt und Gehölze verschiedenen Alters zu erhalten, wird im Broichbachtal auf mehrere Säulen gesetzt.

So sollen sich die Freiflächen natürlich entwickeln, junge Bäume und Sträucher angepflanzt und die natürliche Aussamung von Eichen, Weiden, Birken, Wildrose, Buche, Brombeere gefördert werden. An der Pflanzaktion des Kreises Aachen beteiligten sich unter anderem die Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (Nabu) sowie zwei Landschaftswächter.

Landwirt Leo Mertens von der Broicher Mühle stellte einen Unterstand zur Verfügung. Dort konnten sich die fleißigen Helfer mit einer Gulaschsuppe und Getränken stärken.

 

 


Aachener Zeitung vom 5.7.2007

Drei kleine Turmfalken in luftiger Höhe

Aachen. Kinderstube in luftiger Höhe: Ein Turmfalkenpaar zieht derzeit auf einer Kiefer in Forster Linde drei Jungtiere auf. Für Aachen ist das ein eher ungewöhnlicher Anblick, sagt Karl Gluth, Vogel-Experte beim Naturschutzbund (Nabu).

Denn der Turmfalke ist selten in den Städten. Ihm fehlt dort die Lebensgrundlage.

Der Nabu hat den Turmfalken, den kleinen Verwandten des Wanderfalken, zum «Vogel des Jahres 2007» erklärt. Auch wenn er nicht auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehe, so habe die Zahl der Turmfalken in den vergangenen 30 Jahren deutlich abgenommen, heißt es beim Nabu.

«Der Turmfalke baut keine eigenen Nester, sondern benutzt die Nester anderer Vögel, etwa von Krähe oder Elster», erläutert Karl Gluth. «Wer also Krähen und Elstern bejagt, dezimiert so auch den Bestand an Turmfalken.»

Der Turmfalke zieht seine Jungen gerne auch in Fels- oder Gebäudenischen sowie in Kirchtürmen auf, so Gluth. «Die meisten Kirchen aber haben heute Gitter vor den Turmfenstern, um Tauben fernzuhalten. Damit werden aber gleichzeitig auch die Turmfalken ausgesperrt.»

Um dem gefährdeten Greifvögeln Nistgelegenheiten zu bieten, hat der Nabu allein im Kreis Aachen 22 Turmfalkenkästen aufgehängt. Etwa 90 Prozent der Kästen, so Gluth, werden auch genutzt. Im Stadtgebiet Aachen hängt einer dieser Kästen. «Aber der ist sein Jahren verlassen.»

Das mag auch daran liegen, dass der Turmfalke in der Innenstadt wenig zu fressen findet. Eigentlich jagt der Turmfalke vor allem Mäuse. Wo es die nicht gibt, so erläutert Gluth, weicht der Vogel auch auf Spatzen aus - aber deren Bestand sei ebenfalls gefährdet. Fazit des Vogelkenners: «Turmfalken haben es in der Stadt ganz schwer.»

Wie können die Aachener dem «Vogel des Jahres» das Stadtleben erleichtern? «An Gebäuden Öffnungen anbringen», sagt Karl Gluth. «An die Kirchen appellieren, dass die ihre Kirchtürme öffnen.»

 

 


AACHENER ZEITUNG vom 5. September 2006

Die Natur lag ihm am Herzen

Vogelkundler Gerhard Moll im Alter von 93 Jahren gestorben

ALSDORF.  Er pflegte seine Studenten und andere Interessierte in den frühesten Morgenstunden aus dem Bett zu locken, um das Erwachen der Natur zu beobachten und den Morgenliedern der Vögel zu lauschen. Minutiös dokumentierte er Jahr für Jahr die heimischen Flora und Vogelwelt, konnte schon am kleinsten Piepsen ausmachen, welchem Schnabel es entronnen war. In ausführlichen Berichten ließ Gerhard Moll die Leser der Aachener Zeitung regelmäßig an seinen Exkursionen teilhaben. Der passionierte Ornithologe ist am Samstag im Alter von 93 Jahren gestorben.

 

Er wurde am 27. April 1913 in Warnemünde/Ostsee geboren, absolvierte das Realgymnasium in Rostock, wo er auch Pädagogik studierte. 1948 kam er nach Alsdorf, war zunächst als Lehrer an der evangelischen Volksschule in Kellersberg tätig, wurde 1969 Rektor der Grundschule Schaufenberg.

 

Seine großen Kenntnisse über die heimische Natur hatte er sich autodidaktisch angeeignet, sein intensives Studium machte ihn zum gefragten Spezialisten, der sein Wissen nach seiner Pensionierung 1975 bis ins hohe Alter auch an Studenten der Pädagogischen Hochschule, später Fakultät 8 der RWTH Aachen, Fachbereich Ornithologie und Biologie, weitergab. Bei Semesterende mindestens 20 Vogelstimmen auseinander halten zu können, gab er seinen Studenten stets vor - offenbar mit Erfolg. Seine Begeisterung war so ansteckend, dass sich viele seiner Schüler später ebenfalls auf Ornithologie spezialisiert haben, wie Moll im AZ-Gespräch einmal zufrieden erzählte. An jedem Fenster in seinem Haus in Ofden hatte er einen Beobachtungsposten eingerichtet und erfreute sich über die täglichen Fortschritte in seinem grünen Garten, der selbstverständlich Heimat und Refugium für viele Vogelarten war. Naturkundliche Reisen führten Gerhard Moll durch die ganze Welt, seine anschließenden Vorträge genossen große Beliebtheit.   (bea)

 

 

 

Aachener Zeitung vom 19. September 2005

Fischsterben in Alsdorf: Kritik des NABU

Alsdorf. Zum Fischsterben im Alsdorfer Weiher äußert sich der Vorsitzende des NABU-Kreisverbands Aachen-Land, Karl Gluth.

 

So sei die einzige Möglichkeit, die Wasserqualität des zu 90 Prozent stehenden Gewässers zu verbessern, das Wasser im Weiher abzulassen und anschließend den Schlamm auszubaggern.

1956 sei dies bereits einmal geschehen und habe eine erhebliche Verbesserung zur Folge gehabt. «Mein Vorschlag im Stadtrat, dasselbe wie damals zu tun, wurde von den Ratsmitgliedern verworfen.»

Dezernent Harald Richter hatte diese Möglichkeit auch in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses aus Kostengründen erneut ausgeschlossen. Gluth beklagt weiter den überhöhten Fischbestand des Gewässers, der ebenfalls zur Verschlechterung der Wasserqualität beitrage.

 

 

 

Aachener Zeitung vom 5. März 2005

Heckenlandschaft wird zu Tode gepflegt

Stolberg-Venwegen. Das sanft hügelige Wiesenland zwischen Breinig, Venwegen und dem Münsterwald war einmal eine typische Heckenlandschaft. Doch davon ist nicht mehr viel übrig geblieben.

«In den letzten Jahren sind systematisch Hecken vernichtet worden», berichtet Dr. Rolf Pommerening, der in Venwegen unweit der als Erholungsgebiet beliebten Gegend wohnt. Jetzt im beginnenden Frühjahr sehen natürlich auch andernorts noch viele Bäume und Hecken nach dem Winterschnitt ziemlich erbarmungswürdig aus, doch nach Ansicht des pensionierten Gundschulrektors und Naturfreundes Pommerening hat das, was vor seiner Haustür geschieht, mit Pflegeschnitt nicht mehr viel zu tun. Seit Jahren beobachtet, notiert und fotografiert Pommerening, was der Säge alles zum Opfer fällt. «Im ersten Jahr wird auf Stock gesetzt, im zweiten Jahr noch etwas mehr, im dritten sind die Hecken ganz weg.»

Ein System ist dabei nicht zu erkennen. Für den Beobachter muss der Schnitt, der teilweise einer Rodung gleichkommt, willkürlich aussehen. Die Folgen sind sichtbar. Hecken wurden teilweise so kurz über dem Erdboden abgeschnitten, dass die Stümpfe unter hohem Gras verfault sind.

Einen Mitstreiter hat Dr. Rolf Pommerening in Peter Roberts vom NABU aus Breinig. Der Vertreter des Naturschutzbundes sitzt als sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung. «Ich habe das Thema mehrfach angesprochen», sagt er resigniert. «Das interessiert überhaupt nicht.» Auch der Kreis Aachen als Untere Landschaftsbehörde ist informiert worden. Konsequenzen hatte das bis dato nicht, obwohl es sich hierbei nach dem Landschaftsplan Stolberg-Roetgen um eine besonders schützenwerte Kulturlandschaft handelt.

Anfang März hatte Dr. Pommerening zudem die Stadt Stolberg angeschrieben. «Dass mit diesen Vernichtungsaktionen ein einmaliger Lebensraum in der Heckenlandschaft der Vennfußfläche zerstört wurde, scheint niemanden zu interessieren», heißt es unter anderem in dem Brief, auf den es bislang keine Reaktion gegeben hat.

Schlehenhecken, Weißdorn und Holunder sind dem «rabiaten Schnitt» im Laufe der letzten Jahre zum Opfer gefallen und mit ihnen Lebensräume vor allem für Vögel. Hecken, die es nicht mehr gibt, können aber auch dem Weidevieh keinen Schutz und Schatten mehr spenden. Aber nicht nur Hecken werden teilweise zu Tode gepflegt. Warum etwa ein ausladender Haselstrauch, der niemandem im Wege war, ebenfalls radikal herunter geschnitten wurde, ist den Naturfreunden ein weiteres Rätsel.

«Wir hatten ein ähnliches Problem in Büsbach», berichtet Peter Roberts. «Wir hatten das an die Untere Landschaftsbehörde gemeldet, aber solange 'auf Stock gesetzt' wird, kann man nichts machen.»

Was Roberts und Pommerening bleibt, ist die Heckenpflege im Münsterländchen im Auge zu behalten. «Wenn wirklich etwas entfernt wird, greifen die Vorschriften», erklärt Roberts. Aber das wäre dann ein schwacher Trost für die Erholungssuchenden, die statt blühender Hecken Metallpfosten in Stacheldrahtzäunen zu sehen bekommen. Und für die Natur sowieso.

 

Aachener Zeitung vom 17. August 2004

Regenbecken: Nabu beantragt Baustopp

Alsdorf/Würselen. Schwere Lastzüge drehen ihren Kurs durch den Westen der Broicher Siedlung. Viel Erde muss für das neue 11000 Kubikmeter große Regenrückhaltebecken in der Nähe bewegt werden.

Das ist notwendig, um große Teile der Wohnlage Broichweiden vor Überschwemmungen zu schützen. Der Bedarf ist anerkannt. Zuschüsse zum 2,5 Millionen Euro-Projekt hat der Kölner Regierungspräsident bereits aus Landesmitteln bewilligt. Schon Ende dieses Jahres soll das Überlaufbecken nahe der alten Kläranlage fertiggestellt sein.

Dieses Zeitfenster des Bauherrn, der Wasserverband Eifel-Rur (WVER), könnte aber zugeschlagen werden, hätte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Erfolg mit seinem Antrag auf sofortigen Baustopp.

Der Nabu hat kein Problem mit dem Retentionsbodenfilterbecken, so der Fachbegriff für die Anlage. Aber der Schutzbund sieht auf Grund der Bauausführung das angrenzende Naturschutzgebiet «Oberes Broichtal» gefährdet. Das Stück Land ist Eigentums des Naturschutzbundes.

Hermann Schmaldienst, Sprecher des Nabu-Kreisverbands, hat wiederum den Regierungspräsidenten eingeschaltet. Diesmal als Obere Wasser- und Landschaftsbehörde. Zum Wochenanfang schilderte Hermann Schmaldienst seine Feststellungen: «Offensichtlich wird die Grundwasser führende Schicht angeschnitten. An einer Sümpfungsgrube von ca. vier Meter Durchmesser wird mit einer Tauchpumpe eine Wassermenge von ca. sieben Kubikmeter pro Stunde in den unmittelbar neben der Baugrube verlaufenden Siefengraben eingeleitet.»

Wobei, vertieft Hermann Schmaldienst auf Anfrage der «Nachrichten», der Grundwasserspiegel auf Grund verschiedener Faktoren ohnehin kräftig gesunken sei. Auf die Tiefe des Bodenaushubs sei der Nabu nicht hingewiesen worden. Sei das jedoch Inhalt eines Bodengutachtens gewesen, das dem Nabu nicht bekannt gemacht worden wäre, müsse man sich von der Kreisverwaltung «über den Tisch gezogen» fühlen.

Der Antrag auf Baustopp wird vom Naturschutzbund weiter begründet mit der Befürchtung, «dass bei einem weiteren Bodenaushub die gesamte Grundwasserzufuhr auf einer Länge von ca. 200 Metern parallel zum Naturschutzgebiet unterbrochen wird, wenn eine derart große Wassermenge dem Sumpfgebiet nicht mehr zufließen kann.» Die Schäden am Naturschutzgebiet wären «irreparabel». Das in den Siefengraben eingeleitete Sümpfungswasser habe bereits große Mengen Sedimente (Lehm) eingebracht und «organisches Leben ausgelöscht». Reaktion des Schutzbundes: Anzeige wegen Gewässerverunreinigung.

Auch das nimmt der Regierungspräsident zur Kenntnis - aber er wird nicht tätig. «In sämtlichen Punkten fühlen wir uns nicht zuständig», sagte Behördensprecherin Katja Pustowka gestern auf Anfrage. Von dem Brief bekommen der Wasserverband (wegen der Bauausführung) und der Kreis Aachen (wegen der Wasserqualität) Kopien. Und die Anzeige? «Das kann nur die Staatsanwaltschaft regeln», heißt es aus Köln.

 

 

 

Aachener Zeitung vom 9. Mai 2004

Mensch soll die Natur nicht stören

Alsdorf. Was wächst, das wächst. Kein menschlicher Eingriff soll die Natur stören, die sich in dem kleinen Waldstück hinter Alt-Ofden, nahe dem Bahnviadukt, ungestört entfalten darf. Auch kein Schild wird dort stehen, das den neuen Namen der rund zwei Hektar großen Fläche ausweist: „Gerhard-Moll-Wald”.

Solch einer Hinweistafel bedarf es nicht. Naturfreunde wissen ohnehin, weshalb das Wäldchen so genannt wird. Zu seinem 90. Geburtstag wünschte sich Gerhard Moll, ehemaliger Rektor der Schaufenberger Grundschule und begeisterter Ornithologe und Naturschützer, statt Geschenken Spenden für den Kauf eines Waldstücks.

Die stockten der NABU-Kreisverband und der Ornithologische Verein auf und kauften dem EBV das Gelände ab. Um es sich selbst zu überlassen. „Der Wald darf in Ruhe altern”, erklärte NABU-Kreisvorsitzender Karl Gluth anlässlich der Übernahme und wies darauf hin, dass Tothölzer für viele Tiere Leben bedeuteten. Den Vögeln beispielsweise, die in abgestorbenen Baumstämmen brüteten.

Nur einmal wurde jetzt noch etwas gepflanzt. Eine zehnjährige Sommerlinde, ein seltener Baum in der Region. Den letzten Spatenstich besorgte Gerhard Moll selbst, der kürzlich seinen 91. Geburtstag feierte. „Ich bin froh, dass das Geld gut angelegt ist”, betonte der immer noch rüstige Naturfreund und begeisterte Spaziergänger. Mäusebussarde, Habichte und auch Dachse habe er in diesem Waldstück bereits beobachten können.

Netzschluss

Mit dem „Gerhard-Moll-Wald” ist auch ein Netzschluss geschaffen worden. Bis zur Bahnlinie erstreckt sich das Wäldchen. Die gehört dem Kreis Aachen und steht mit ihren angrenzenden Flächen unter Naturschutz. Dahinter beginnt das Gebiet am Broicher Weiher, dass dem NABU gehört. „Damit ist ein großer Raum geschaffen”, erklärte Karl Gluth, „der auf natürliche Weise zu einem kleinen Urwald werden darf.”

 

 

 

Aachener Zeitung vom 25. März 2004

Im Broichbachtal haben die Kröten Vorfahrt

Alsdorf. Ob Grüner Wasserfrosch, Brauner Grasfrosch, Laubfrosch oder Erdkröte - sie alle machen sich zurzeit auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Der Instinkt zieht sie zurück in genau das Gewässer, in dem sie das Licht der Welt erblickten.

Auf ihrer Wanderung müssen sie nicht selten Verkehrsstraßen überqueren, die oft zur tödlichen Falle für die langsamen Tiere werden. Bevorzugt ziehen die Kröten nachts, geraten in blendende Scheinwerfer und werden überfahren.

Um dies zu vermeiden, ist im Broichbachtal hinter Schloss Ottenfeld ab sofort die Straße für sechs bis acht Wochen mit Barrieren gesperrt. «Zwar ist dieser Straßenabschnitt ohnehin für Kraftfahrzeuge aller Art gesperrt», sagt Bürgermeister Wolfgang Schwake, doch werde er verbotenerweise oft als Abkürzung genutzt. Mit der Barriere hoffe man nun, das Befahren dieser Straße wirksam zu unterbinden.

100 tote Tiere

Rund hundert tote Kröten waren der Auslöser dieser Aktion: Fußgänger hatten dem NABU-Mitglied Hermann Schmaldienst von einer großen Anzahl überfahrener Kröten auf diesem Straßenstück berichtet. Dieser wandte sich schriftlich an die Untere Landschaftsbehörde - mit der dringenden Bitte, etwas zu unternehmen. Eine Durchschrift ging an das Umweltamt der Stadt Alsdorf. «Beide Behörden arbeiteten hervorragend zusammen», lobt Nabu-Mitglied Helmut Meurer, «denn alles ging sehr rasch.» Bürgermeister Schwake unterstrich: «Wenn Gefahrengesichtspunkte für Tiere gegeben sind, dann reagieren wir schnell.»

Auf ein noch höheres Tempo setzt NABU-Kreischef Karl Gluth für 2005: Im nächsten Frühjahr müssten die Barrieren noch früher aufgebaut werden, so seine Forderung.

 

 

 

Aachener Zeitung vom 4. September 2003

Sechs Wochen im Dienste der Natur

Von Holger Bubel

 

Nordkreis. Keine Angst, wenn es klingelt und eine junge Frau oder ein junger Mann in weißem T-Shirt mit der azurblauen Aufschrift «Nabu» steht vor der Tür.

«Nabu» steht für Naturschutzbund. Mit ihrem Ferienengagement für die Umwelt werden sieben Studenten aus Deutschland und Österreich in den kommenden sechs Wochen in Sachen Natur täglich von 13 bis 21 Uhr im Kreisgebiet unterwegs sein.

Dort mangelt es nämlich an Förderern. Besonders in den Städten und Ortschaften Stolberg, Roetgen, Simmerath, Monschau und Baesweiler fehlt es an passiven Mitgliedern im Naturschutzbund.

In Kreis und Stadt Aachen sind es insgesamt rund 1250 Mitglieder, die mit ihren Spenden regionale Umweltprojekte unterstützen. Zu wenig, befindet Karl Gluth, Vorsitzender des «Nabu» Aachen-Land. Daher auch der Einsatz der jungen Werber.

Ein gutes Argument für die Unterstützung des Ortsverbandes Aachen-Land findet die Truppe im geplanten Nationalpark Eifel. Der steht nämlich ganz oben auf der Liste der vielen Projekte des regionalen Verbandes.

Jetzt schon wirken «Nabu»-Vertreter in Arbeitsgruppen zur fachlichen Konzeptionierung des Parks mit und stehen in ständigem Kontakt mit den politischen Entscheidungsträgern.

Einer der sieben angereisten Unterstützer der guten Sache ist der Österreicher Markus Rupert. «Es ist kein Job wie jeder andere, den wir machen. Wir alle sind schon lange im Naturschutz aktiv», so der Österreicher. Der Erhalt der Lebensqualität sei für ihn ein entscheidendes Kriterium für seinen Einsatz.

Und noch eine angenehme Begleiterscheinung habe der Job, für den die Studenten lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten: «Man lernt viele Menschen und ihre Mentalitäten kennen und sieht dann auch die Gegenden in denen man unterwegs ist mit ganz anderen Augen. Das macht schon Spaß.»

Bei ihren Einsätzen machte die junge Truppe bislang überwiegend gute Erfahrungen. Leider seien jedoch die Menschen nicht immer freundlich. Obgleich niemand misstrauisch sein muss. «Wir können uns alle ausweisen, dürfen kein Bargeld annehmen und wollen nicht zur Teilnahme an irgendwelchen Aktivitäten überreden. Uns geht es einzig um die passive Unterstützung. Wer aktiv etwas tun möchte, kann sich direkt an die Ortsvertreter wenden», so Markus Rupert.

Die Höhe des Betrages kann von den Spendern selbst festgelegt und per Bankeinzug auf das Konto von «Nabu» überwiesen werden. Das Geld wird ausschließlich für regionale Projekte verwendet. «Man kann natürlich auch mit dem Kauf eines Kasten Bieres etwas für den Regenwald tun, aber es ist doch schöner, wenn man sich direkt vor Ort ansehen kann, wo man mit zum Erhalt der Natur beigetragen hat», befindet Rupert.

Außerdem erhalten die Mitglieder von «Nabu» vierteljährlich das Magazin «Naturschutz heute» mit Beiträgen über Flora und Fauna und Umwelt-Tipps von Fachleuten. «Zur Zeit gibt es rund 350 Förderer im Kreisgebiet. Wenn wir wieder abreisen, sollten es schon über 1000 sein», gibt Rupert das ehrgeizige Ziel der «Nabu»-Truppe aus und hofft auf die Naturverbundenheit der Menschen in der Region.

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