Bleischrot und Umwelt

von Dr. Eike Lange

Das Schießen mit Schrot auf Niederwild ist eine übliche und vertretbare Form der Jagd.
Es ist nur die Frage zu stellen: "Muss es Bleischrot sein?".


Im Jahre 2000 wurden in Deutschland 85 Millionen Schrotpatronen verkauft; das entspricht einem Bleigewicht von etwa 2.600 Tonnen. Wenn man das auf die Fläche der Bundesrepublik umrechnet, sind das 7,28 mg Blei pro Quadratmeter. Werden nichtbejagte Flächen wie Städte, Dörfer und Straßen abgezogen, liegt der Wert sehr viel höher.

 

Das auf dem Boden liegende Blei oxydiert und gerät so in das Grund- und damit in das Trinkwasser.

 

Am meisten wird an Gewässern auf Niederwild gejagt. Dort ist die Bleibelastung um ein Wesentliches höher als in anderen Gebieten. Deswegen werden sehr häufig in Mägen von Wassergeflügel Schrotkugeln gefunden, die diese als für die Verdauung notwendige Gritkörnchen aufnehmen. Die Schrote werden allmählich zerrieben und gelangen mit Hilfe der Verdauungssäfte als resorbierbare Bleiverbindungen in den Blutkreislauf.


Die Schrotkugeln der nicht tödlich getroffenen Tiere werden im Körper nicht eingekapselt, sondern abgebaut. Ein Schrotkorn wiegt 10 - 40 mg. Da das Blei im Körper gespeichert wird, ist eine Gefahr nicht von der Hand zu weisen. Nach Schätzungen von Obermeier und Döring (Kosmos 5/96 S.60) sterben bis zu 25% aller Wasservögel an stark bejagten Gewässern an Bleivergitung.

 

 

Eine noch größere Gefahr besteht für die Beutegreifer in der Natur, wie Fuchs, Bussard, Falken, Adler, Weihen und Eulen. Da diese als Beutegreifer oder Aasfresser fast ausschließlich geschwächte Tiere schlagen oder schon verendete nehmen, sind sie durch das Blei gefährdet.

 

 

Auch wird das geschossene Wild vom Menschen verzehrt und das giftige Blei gelangt so auf indirektem Wege in den menschlichen Körper, wo es in Knochen, Leber, Nieren und Gehirn erheblichen Schaden anrichten kann.


Die Belastungsgrenze für Rind- und Schweinefleisch ist auf 0,25 mg/kg (= ppm) festgesetzt. Nach § 3 des Lebensmittelgesetzes wäre demnach das Inverkehrbringen von mit Schrot geschossenem Wild strafbar.

 

Wegen der Bleivergiftungsgefahr sind alle Bleiwasserrohre aus den alten Häusern verbannt worden, und es gibt kein bleihaltiges Benzin mehr, nur bei Niederwild als Lebensmittel wird das Problem totgeschwiegen, obwohl es bekannt ist.

 

Ein resorbiertes Schrotkorn in einer Ente oder einem Kaninchen überschreitet die pro Kilogramm Fleisch zugelassene Höchstmenge schon um ein Erhebliches.


Aus all diesen Gründen ist in Dänemark und bei unseren niederländischen Nachbarn die Jagd mit Bleischrot gänzlich verboten. In den USA, in England, Norwegen und in Schleswig-Holstein, als einzigem Bundesland, ist immerhin die Jagd mit Bleischrot an Gewässern untersagt. Eine Alternative ist seit langem bekannt und die Ballistikprobleme sind auch überwunden. Der Preisunterschied von 7 bis 10 Eurocent sollte bei der signifikanten Gefahr durch Blei keine Rolle spielen.

 

Wir vom NABU Aachen-Land fordern deswegen ein Totalverbot von Bleischrot für Deutschland.

Würselen, im Februar 2002