Eisvogel: Künstliche Nistwand statt Niströhre?

von Wolfgang Voigt

 

Experimente mit am Prallhang der Bäche eingegrabenen künstlichen, im Fachhandel erhältlichen Niströhren haben sich in den wenigen von unserem Verband durchgeführten Feldversuchen nicht bewährt.

 

Stattdessen ist von einem Versuch zu berichten, der anfangs der 80er Jahre planerisch begann:

Der Landschaftsarchitekt H.W. Hallmann hatte von der Stadt Alsdorf den Auftrag bekommen, im Broichbachtal eine Tageserholungsanlage zu gestalten. Für die Planung, speziell die Ausgleichsmaßnahmen, konnten Mitglieder des damaligen DBV (Deutscher Bund für Vogelschutz) gewonnen werden. Unter Leitung von Gerhard Moll ging es nicht nur um Beratung bezüglich Pflanzenauswahl (wie Brut- und Nährgehölze) in der Anlage selbst, sondern auch um Gestaltung und Optimierung einer benachbarten, sogenannten Ruhezone. In dieser sollte der Natur Raum für die Bereiche zurückgegeben werden, welcher durch die Baumaßnahmen verlorenging.

Eine der Ideen war, künstliche Nistwände für Uferschwalben und Eisvögel zu errichten. Während der Uferschwalbenversuch misslang, war die Eisvogelwand ein überraschender Erfolg: Hierfür hatte man auf einer kleinen Insel eine Aufschüttung mit einer Steilwand geschaffen.

Künstliche Eisvogelwand
Künstliche Eisvogelwand

 

Bereits 1983, ein Jahr nach der Gestaltung, hat ein Eisvogel-Paar die Steilwand angenommen, eine Brutröhre gegraben und drei Junge darin aufgezogen. Auch in den Folgejahren hat es erfolgreiche Bruten gegeben. Voraussetzung hierfür war, dass DBV-Aktive jeden Winter durch Spateneinsatz witterungsbedingte Schäden an der Wand beseitigten, so dass die Eisvögel zur Brutzeit immer geeignete Bedingungen vorfanden.

 

Diese Erfahrungen haben dazu geführt, dass wir in späteren Beteiligungsverfahren immer wieder in Kombination mit der Renaturierung von Bächen die Schaffung von Steilwandbereichen gefordert haben. Es ist ein geringer Aufwand, durch Baggereinsatz eine Vielzahl solcher Steilwand-Elemente als Anreiz zu schaffen, vor allem, wenn im Tieflandbereich nicht unbedingt geeignete Prallhänge von der notwendigen Höhe entstehen. Wie groß die Not der Eisvögel an Niststätten ist, haben Hermann Schmaldienst und Wolfgang Voigt 2011 in der Ruhezone festgestellt, wo offenbar Eisvögel im Wurzelteller einer umgestürzten Pappel mehrmals Niströhren angelegt haben.

Wurzelteller einer Pappel in der Bachböschung - mit Eisvogel-Niströhren? (Foto: Wolfgang Voigt)
Wurzelteller einer Pappel in der Bachböschung - mit Eisvogel-Niströhren? (Foto: Wolfgang Voigt)

 

 

Erste Eisvogelbrut im Nordkreis

Drei flügge Eisvogel-Junge werden am 9. Juni 1983 an der künstlichen Nistwand in der Ruhezone der TEA Broichbachtal beobachtet. Es ist nach Jahrzehnten die erste nachgewiesene Brut im Nordkreis. Von dieser Alsdorfer Brutstätte her breiten sich in der Folgezeit die Eisvögel in das Broichbach-, Wurm- und Indetal aus.

Jungvogel aus der Brut im Jahre 1983 (Foto: Waltraud Schilke / Gruppe Broichbachtal)
Jungvogel aus der Brut im Jahre 1983 (Foto: Waltraud Schilke / Gruppe Broichbachtal)

 

in Bearbeitung:

 

Arbeitseinsätze

 

02.02.1989      Werner Geselle und Karl Gluth stellen mit Spateneinsatz die zerstörte Nistwand in der Ruhezone oberhalb Alsdorfer Weiher wieder her.

 

01.1993          Werner Geselle und Karl Gluth beseitigen an der Eisvogel-Nistwand in der Ruhezone Winterschäden.

 

03.09.1993      Karl Gluth und Günter Venohr legen an der im Januar hergestellten Freiwasserzone im Naturschutzgebiet Unteres Broichbachtal bei Noppenberg zwei Steilwände an.

 

16.06.1997      Karl Gluth bearbeitet eine Steilwand im Renaturierungsbereich des Broichbaches oberhalb Broicher Weiher in Alsdorf.