Das Rebhuhn, Vogel des Jahres 2026
Das Rebhuhn übernimmt ab Januar 2026 das Amt des aktuellen Jahresvogels, dem Hausrotschwanz. Mit 81.855 Stimmen (44,5 Prozent) ergatterte der Hühnervogel den Pokal, dahinter mit deutlichem Abstand auf Platz zwei: die Amsel mit 49.011 Stimmen (26,6 Prozent). Früher noch ein häufig zu beobachtender Kulturfolger, brach der Bestand des Rebhuhns um 1990 stark ein. Dies veranlasste den NABU, das Rebhuhn zum Vogel des Jahres 1991 zu machen. Auch heute noch sieht man den etwa taubengroßen und scheuen Vogel recht selten. Wer aber den Rufen des Männchens früh morgens oder spät abends folgt, hat dennoch Chancen, ein Rebhuhn zu sehen. Es rangierte 2025 bei der jährlichen großen NABU-Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ mit nur 60 Sichtungen weit hinten auf Platz 114 und ist sowohl nach der Roten Liste für Deutschland als auch für NRW stark gefährdet (Stufe 2).
Beim Rebhuhn (Perdix perdix) hört man, was Sache ist: Ob in heutiger Schreibweise, als „Rep- oder als Repphuhn“ in älteren Quellen, sein deutscher Name wie auch die wissenschaftliche Bezeichnung Perdix perdix gehen direkt auf den markanten Revierruf des Männchens zurück: Mit seinem rauen, schnarrenden Ruf macht das Rebhuhn in den frühen Morgen- und späten Abendstunden deutlich, wem das Feld gehört – und liefert damit gleich selbst die Erklärung für seinen Namen. Der individuell leicht unterschiedliche Ruf wird gelegentlich mit dem Knarren einer rostigen Türangel verglichen. Aus größerer Entfernung klingt er allerdings weicher und melodischer. Der Revierruf ist überwiegend im Spätwinter und im Frühjahr zu hören.
Es gehört zur Familie der Hühnervögel (Galliformes), speziell Glattfußhühner, und wird den Fasanenartigen (Phasianidae) zugeordnet. Anders als seine schillernden Verwandten verzichtet das Rebhuhn jedoch auf auffälligen Federschmuck, was seiner Tarnung hilft. Auf dem Rücken sind sie vorwiegend braungrau marmoriert, ihre Brust ist jedoch grau und das Gesicht orangebraun gefärbt. Die Handschwingen und die Handdecken sind dunkelbraun mit scharf abgegrenzten gelblichen Schaftstrichen. Der Schnabel zeigt eine hornfarbene Färbung, die leicht ins Grünliche gehen kann. Das graubraune Rebhuhn-Gefieder ist perfekt getarnt für ein Leben am Boden, wo es scharrend und pickend nach Nahrung sucht oder genüsslich ein Sand- und Staubbad nimmt. Männchen und Weibchen sehen sich erstaunlich ähnlich - nur der markante Bauchfleck verrät das erwachsene Männchen. Beim Weibchen ist dieser weniger ausgeprägt, generell sind die Weibchen matter gefärbt. Im Prachtkleid treten die Farben des Männchens noch deutlicher hervor und der Unterschied zum Weibchen ist markanter. Das unscheinbar gelbbraune Gefieder der Jungvögel ähnelt dem Schlichtkleid der Altvögel.
Rebhühner sind tag- und dämmerungsaktiv, aber selten zu sehen. Meist hört man nur den rauen Revierruf des Männchens - ein schnarrendes „girrhäk“ in der Morgendämmerung. Wenn sie sich zeigen, dann oft als Familie auf Nahrungssuche oder beim Sandbad in der Sonne. Ein Rebhuhn bewegt sich meist schreitend vorwärts, es kann jedoch auch sehr schnell rennen. Es fliegt unter lautem Flügelburren auf; der Flug mit hastigen Flügelschlägen erfolgt meist niedrig über dem Boden, mit längeren dazwischengeschalteten Gleitstrecken, bei denen die Flügel stets nach unten gebogen sind. Bei Gefahr drückt es sich flach an den Boden.
Den größten Teil des Jahres ist das Rebhuhn nicht territorial. Während der Brutzeit beansprucht es jedoch ein (relativ kleines) Streifareal, dessen Grenzen sich ständig verschieben. Eltern und Junge bilden einen Familienverband, der „Kette“ heißt. Rebhühner bleiben in der Regel ihrem Brutgebiet sehr standorttreu und verlassen es auch im Winter nicht, sofern das Nahrungsangebot und die Deckungsmöglichkeiten das zulassen. In sehr strengen Wintern kommt es zur Winterflucht über größere Strecken Richtung Süden oder Westen. der Aktivitäts- und Ruhephasen wechseln regelmäßig miteinander ab, gerade so wie der Kropf gefüllt oder sein Inhalt verdaut wird (etwa zwei- bis dreimal am Tag). Ein wichtiger Bestandteil für die Komfortzone des Rebhuhns ist regelmäßiges Sand- und Staubbaden.
Die Paarungszeit setzt direkt nach der Schneeschmelze ein. Die Paarbildung meist nicht innerhalb derselben Kette. Eher wirbt ein Männchen einer anderen Gruppe ein Weibchen ab. Das Abwerben eines Weibchens aus einer fremden Gruppe führt unter Hähnen fast immer zu heftigen Kämpfen. Dabei fügen sich die Rivalen aber nur selten größere Verletzungen zu und noch seltener treten Todesfälle auf. Oft finden auch Paare wieder zusammen, die sich bereits im Vorjahr gefunden haben. Die Balzaktivitäten sind unterschiedlich, je nachdem, ob sich ein Paar bereits aus dem Vorjahr kennt oder nicht: Miteinander bekannte Vögel zeigen lediglich eine rudimentär ausgeprägte Balz (nun, das kommt uns Menschen doch bekannt vor…). Zum Balzen richtet sich das Männchen auf, reckt seinen Kopf in die Höhe und präsentiert mit leicht hängenden Flügeln einem Weibchen den hufeisenförmigen Brustfleck. In dieser Haltung schleicht es um die Umworbene und versucht, sie auf seine Seite zu ziehen. Bei Gefallen zeigt die Henne nach einiger Zeit ein ähnliches Verhalten. Schließlich reiben die beiden ihre Schnäbel aneinander und berühren mit dem Kopf die Flanken des Balzpartners. Zum Schluss putzen beide ihr Gefieder gründlich und gehen anschließend zusammen auf Nahrungssuche.
Das Rebhuhn führt eine monogame Brutehe. die sich in der Regel auf eine Jahresbrut beschränkt, bei frühem Gelegeverlust ist jedoch ein Nachgelege möglich. Unmittelbar vor der Eiablage wird allein von der Henne ein geeigneter Nistplatz ausgewählt. Rebhühner sind reine Bodenbrüter, die ihr Nest an einem Deckung bietenden Platz mit ausreichendem Sichtschutz anlegen, der gute Deckung bietet, meist inmitten dichter Vegetation. Die Tarnung wird zusätzlich durch die Färbung des Federkleides unterstützt. Bevorzugt angenommen werden Feldraine, Weg- und Grabenränder, Hecken, Gehölz- und Waldränder. Das Weibchen kleidet die flache Bodenmulde sorgsam mit weichen Pflanzenteilen aus. Die Legezeit liegt meistens zwischen Mitte April und Mitte Mai. Die Weibchen legen bis zu 20 Eier in gut versteckte Bodennester. Wenn Gelege vollständig, also das letzte Ei gelegt ist, beginnt das Weibchen allein die Eier etwa 24 bis 25 Tage lang zu bebrüten. Währenddessen verteidigt das Männchen energisch das Brutareal. Kommt jedoch ein Eindringling dem Nistplatz auf wenige Meter nahe, fliegt das Weibchen heftig auf und verschreckt dadurch die auf Eiersuche befindlichen Feinde. Auch gegen Fleischfresser verteidigt sich das Weibchen selbst. Da es während der Brut durch das Männchen weder versorgt noch abgelöst wird, verlässt das Weibchen zur Nahrungsaufnahme und zum Koten für kurze Zeit das Gelege. Dieses deckt es dann zur Tarnung mit Vegetation ab.
Nach dem Schlüpfen - meist am selben Tag! - führen beide Eltern ihre sieben bis acht Gramm leichten Küken gemeinsam. Die Nestflüchter verlassen das Nest gleich nach dem Trockenwerden und folgen den Altvögeln. Während der Brut und während sie Jungvögel führen, versuchen die Altvögel, potenzielle Feinde zu verschrecken oder vom Gelege wegzulocken. Beim „Verleiten“ lässt ein Altvogel einen Flügel hängen und täuscht damit eine Verletzung vor, so dass dem Angreifer leichte Beute angezeigt werden soll. Der Feind wird darauf aufmerksam und dadurch vom Gelege abgelenkt. Ein Jungvogel wird im Alter von 13 bis 15 Tagen flugfähig. Durch Erfahrung lernt es rasch, seine Feinde zu unterscheiden. Im Alter von etwa fünf Wochen sind die Jungvögel selbständig. Bis in den Winter bleiben sie im Familienverband und siedeln sich schließlich in der näheren Umgebung an. Auch wenn die Jungvögel nach fünf Wochen selbstständig sind, bleibt die Familie als sogenannte „Kette“ bis zum Winter zusammen.
Jungvögel ernähren sich vom zweiten Lebenstag an selbständig, in den ersten Lebenswochen stehen fast ausschließlich Spinnentiere, Insekten, deren Larven und andere Kleintiere wie Ameisen, kleine Käfer, Schmetterlingsraupen oder Blattläuse ganz oben auf dem Speiseplan, denn sie sind wichtig für ein gesundes Wachstum. Ab der dritten Lebenswoche nehmen sie zusätzlich Pflanzensamen und Getreidekörner auf und gehen langsam zu vorwiegend pflanzlicher Nahrung über, deren Anteil nach etwa zwei Monaten bereits bei 85 Prozent liegt. Die Ernährung erwachsener Rebhühner ist überwiegend pflanzlich, mit Vorliebe für Grasspitzen, Wildkräutersamen und Getreide. Kleine Steinchen helfen bei der Verdauung der faserreichen Kost. Ab und zu wird aber auch tierische Kost wie kleinere Insekten als Nahrung hinzugenommen.
Ursprünglich lebte das Rebhuhn in den Steppen Europas und Asiens. Erst mit der Entstehung von Kulturlandschaften im Mittelalter fand es neue Lebensräume in Äckern und Wiesen. Heute besiedelt es als Standvogel weite Teile Europas und Asiens. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den britischen Inseln über Mitteleuropa bis in den Südwesten und Südosten Europas sowie im Osten bis nach Westsibirien, Turkestan, Pakistan und dem nördlichen Iran. Es fehlt jedoch im größten Teil Skandinaviens, Spaniens und auf vielen Mittelmeerinseln.
Als Kulturfolger steht das Rebhuhn heute symbolisch für viele Feldvogelarten, die durch die moderne Landwirtschaft zunehmend unter Druck geraten. In Freiheit hat es eine Lebenserwar¬tung von zwei bis drei Jahren. In den ersten drei Wochen kann kühles Wetter zu einer hohen Sterberate führen, da die Jungvögel schnell unterkühlen und ermatten, so dass sie anfällig für Krankheiten werden. Im Gegensatz zu Altvögeln suchen Jungvögel bei nassen und kalten Wetterlagen keinen Schutz unter dichter Vegetation, so dass insbesondere Dauerregen zur Durchnässung, Unterkühlung und dadurch meist zum Tod führt. Etwa 30 Prozent der Vögel werden zwei Jahre alt, mehr als 60 Prozent sterben vor dem Vollenden des ersten Lebensjahrs und sind demzufolge nur an einer Brutperiode beteiligt! Im Gehege kann die Lebenserwartung bei etwa sechs bis sieben Jahren liegen. In optimalen Habitaten betrug die Siedlungsdichte früher noch bis zu 120 Paare auf 100 Hektar. Heute werden auf den flurbereinigten, intensiv mit Großmaschinen bewirtschafteten Flächen noch Dichten von einem Brutpaar pro 100 Hektar erreicht. Daher ist das Rebhuhn bereits in vielen Gegenden ausgestorben.
Die Intensivierung der Landwirtschaft hat dem Rebhuhn stark zugesetzt. Neben großen Monokulturen und dem Einsatz von Pestiziden ist es vor allem der Verlust von unproduktiven oder ungenutzten Offenlandflächen wie mehrjährigen Brachen, Blüh- und Altgrasflächen, der maßgeblich die Populationsentwicklung beeinflusst. Seit 1980 ist der Bestand in Deutschland um 87 Prozent zurückgegangen - eine alarmierende Entwicklung. Trotz dieses dramatischen Bestandsrückgangs wurde das Rebhuhn noch immer nicht aus dem Jagdrecht entlassen!
Bereits im Oktober 2020 hat der NABU eine offizielle Beschwerde gegen Deutschland bei der EU-Kommission eingereicht. Es ging um den dramatisch schlechten Zustand des Rebhuhns, der hauptsächlich auf die fehlgeleitete Agrarpolitik zurückzuführen ist. Seit 1980 sind die Rebhuhn-bestände um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. Nach Ansicht des NABU verstoßen Bund und Länder damit gegen die in der EU-Vogelschutzrichtlinie festgeschriebene Anforderung, einen guten Erhaltungszustand aller wildlebenden Vogelarten zu erreichen und dafür angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Daher helfen Sie / helft uns bitte, den Arterhalt des Rebhuhns zu unterstützen!
Ein wichtiger Baustein für den Schutz des Rebhuhns ist das Wissen um aktuelle Bestände. Hierbei können Sie / könnt Ihr unterstützen, indem Sie Ihre Sichtungen melden.
Rebhühnern auf der Spur bei NABU-naturgucker.de
https://nabu-naturgucker.de/rebhuehnern-auf-der-spur/
Rebhuhnkartierung beim Dachverband der Deutschen Avifaunisten (DDA)
https://www.dda-web.de/aktuelles/meldungen/mitmachen-bei-der-rebhuhnkettenzaehlung
Mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft! Vor allem aber mehr ungenutzte, große Flächen für eine erfolgreiche Brut. Schmale Blühstreifen und andere kleinräumige Saumstrukturen nutzt das Rebhuhn oft nicht, oder sie sind eine ökologische Falle, weil Bodenprädatoren hier leichtes Spiel haben. Mehrjährige Brachen und eine extensivere Bewirtschaftung helfen dem Rebhuhn, wieder Fuß zu fassen. Auch der Verzicht auf Pestizide und eine angepasste Düngung fördern die Vielfalt von Insekten und Wildkräutern – und damit die Nahrung für Alt- und Jungvögel.
Petra Borowka-Gatzweiler
Quellen: diverse NABU Texte, Wikipedia