In der Lokalpresse ist am 16.5.1967 zu lesen, dass in der Verbandsversammlung des Broichbachverbandes über die vorgezogenen, mittlerweile abgeschlossenen Arbeiten im Bereich der Broicher Mühle berichtet worden ist. Im Nachhinein kann man nur vermuten, dass hiermit das sogenannte “Tosbecken” gemeint ist, welches die Mühle vor Hochwasserschäden bewahren soll. (Es sollte sich später ganz im Gegenteil als Gefahr für das Anwesen der Familie Mertens herausstellen.)
Zurück zum Engpass an der Broicher Mühle: Mehrfach zeigt sich in der Folgezeit, dass das Überlaufrohr im Tosbecken zu klein dimensioniert ist und gerade hierdurch das eintritt, was mit dem Bau
vermieden werden sollte, eine Überflutungsgefahr für die Mühlengebäude. Da das Betonbauwerk auch ein Hindernis für bachaufwärts wandernde Fische darstellt, hat der DBV, der spätere NABU, mehrmals
dessen Beseitigung und die Öffnung des Baches angeregt. Schließlich wird die Errichtung einer sogenannten Sohlgleite in einem Antrag gefordert. Dieser steht im inhaltlichen Zusammenhang zu
weiteren NABU-Anträgen, die im wesentlichen die Renaturierung des Broichbaches beinhalten und im Zusammenhang mit drohenden Rückhaltebecken des Wasserverbandes im Naturschutzgebiet Oberes
Broichbachtal stehen.
Als es am 20.7.1997 zwischen 18 und 19 Uhr über Alsdorf zu heftigen Regengüssen kommt, findet Karl Gluth am Durchlass an der Broicher Mühle wieder einmal den Wasserstand in bedrohlicher Höhe vor.
Er dokumentiert das Ganze mit der Fotokamera und informiert in den nächsten Tagen die zuständigen Stellen. Dabei weist er auf den dringenden Handlungsbedarf im Bereich dieses Engpasses hin.
Bereits am 21.8.1997 fasst der Alsdorfer Ausschuss für Umwelt und Verkehr (AUV) die nötigen Beschlüsse zur Öffnung des Broichbaches im Bereich der Broicher Mühle.
Es gehen aber fast noch zwei Jahre ins Land, ehe wieder Bewegung in die Sache kommt: Der Wasserverband hat den Bau eines Rückhaltebeckens am Broichbach oberhalb Broicher Mühle beantragt. In
seiner Stellungnahme lehnt der Landschaftsbeirat beim Kreis Aachen am 27.4.1999 die Maßnahme mit 5 Neinstimmen bei 3 Enthaltungen ab. Mit 7 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung wird stattdessen der
“Vorhabensträger” aufgefordert, folgende Maßnahmen zur Gewährleistung des Hochwasserschutzes zu ergreifen: “Entfernung des Rohres an der Broicher Mühle; Reaktivierung ursprünglicher,
zwischenzeitlich verkippter Überschwemmungsgebiete; Nutzung von Mühlen- und Fischteichen; Nutzung der Fläche, die im Eigentum des NABU steht, als Überschwemmungsgebiet; Rückhaltung des
Schmutzwassers, z.B. durch Erhöhung des Beckens an der Kläranlage, oder Bau eines zusätzlichen Beckens auf dem Gelände”. Einige Punkte decken sich mit den Vorstellungen bzw. Anträgen, die BUND
und NABU Ende der 80er Jahre formuliert haben.
Einen weiterführenden Schritt macht wieder einmal der AUV im Alsdorfer Rathaus. In seiner Sitzung vom 24.8.1999 beschließt er einstimmig, den Wirtschaftsweg auf dem Damm an der Broicher Mühle
einzuziehen. Dies ist eine Voraussetzung für die geplanten wasserbaulichen Maßnahmen in diesem Bereich.
Am 3.7. 2000 führt der Broichbach nach schweren Regenfällen Hochwasser. Vermutlich durch einen Rückstaueffekt wird im Bereich des Broicher Weihers der Längsdamm zum Naturschutzgebiet überspült.
Der NABU alarmiert die Behörden. In der Folgezeit verschärfen anhaltende Niederschläge die Situation. Am 13. Juli berichtet die Aachener Zeitung unter der Schlagzeile “Fäkale Krise am Broicher
Bach. Schmutzwasser überflutet Naturschutzgebiet. Dammbruch befürchtet.”
Am 4.10.2000 beginnt der Wasserverband Eifel-Rur mit der Beseitigung des viel zu klein dimensionierten Tosbeckens und der Errichtung einer Sohlgleite für Fische am Damm des Weihers. Damit wird
der Hochwasserschutz für das Gehöft und die Durchgängigkeit für wandernde Fische gewährleistet.
Der NABU verfolgt die Maßnahmen mit Genugtuung. Außerdem nutzt er die Gunst der Stunde und lässt einen Teil des Wassers seines Weihers über einen Graben ab. Am 4.11. wird eine Entrümpelungsaktion
und am 7.11. eine Abfischmaßnahme durchgeführt. In erster Linie geht es darum, die schon immer vermuteten Graskarpfen herauszuholen, die man für den dramatischen Rückgang des Schilfgürtels
verantwortlich macht. Unter den zahlreichen Tieren dieser Art befinden sich besonders große Exemplare. Nebenbei ermöglicht die Aktion eine Bestandsaufnahme der vorkommenden Fischarten. Dreizehn
verschiedene werden registriert. Außerdem stellt man eine relativ große Anzahl von Teichmuscheln und Flusskrebsen fest.
Am 17.11.2000 schließen Aktive des NABU Aachen-Land den Abflussgraben. Damit beginnt das Wiederaufstauen des teilabgelassenen Gewässers. In der Weiherbucht erhalten einige Kopfbäume einen
Pflegeschnitt. Außerdem werden an verschiedenen Stellen Schilfrohr und weitere Weidenstecklinge in den Schlamm gesetzt.
Am 11.12.2000 wird an der Broicher Mühle die Holzbrücke über den neu gestalteten Broichbach-Abschnitt installiert. Vertreter des Wasserverbandes Eifel-Rur und des Kreises Aachen geben in
Anwesenheit zahlreicher Presseleute und Aktiver des Naturschutzbundes das “Bauwerk” frei.
(Fotos: Karl Gluth)