Bericht der Biologischen Station Stolberg 2019

Die Kreuzkröte in der Kieswäsche Kinzweiler

 

Die Kreuzkröte (Bufo calamita) war vor zehn Jahren in der Städteregion Aachen, insbesondere in Abgrabungen und auf den Bergehalden, eine regelmäßig anzutreffende Art. Die Kröte, mit dem hellen Strich auf dem „Kreuz“, ist allerdings selten geworden. Eines der aktuell zehn bekannten Vorkommen in der StädteRegion liegt im NSG „Ehemalige Kieswäsche in Kinzweiler“. Durch die Nutzung als Kieswäsche hat die Pionierart hier gute Lebensbedingungen vorgefunden: flache, temporäre Gewässer und einen offenen, kiesigen Untergrund, wo sie sich tagsüber und im Winter verstecken kann.

 

Damit dies so bleibt, hat der NABU Aachen Land nach Stilllegung und Unterschutzstellung des Gebietes mit Unterstützung der StädteRegion Aachen auf einer Teilfläche regelmäßig aufkommende Gehölzaufwuchs ausgerissen und Folienteiche angelegt.  Erfolgreich, denn Zählungen von Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der Biologische Station zeigen, dass die Kreuzkröte mit einer kleinen Population im Gebiet nach wie vor vorkommt.

 

Zwischen 2013 und 2019 wurde immer wieder Kreuzkröten- Qualquappen in den Gewässern gefunden. Seit im Frühjahr 2017 künstlich Tagesverstecke ausgelegt wurden, konnten zudem bis zu 14 erwachsene Tiere gleichzeitig darunter gezählt werden.

 

Damit sich die Tiere im Gebiet vermehren können, sind aber auch immer wieder Maßnahmen notwendig. So wurden im Jahr 2017 im Rahmen des Projekts „LIFE-Amphibienverbund“ durch die Biologische Station StädteRegion Aachen undichte Foliengewässer ausgetauscht. Die Gewässer wurden im nächsten Jahr zwar zum Laichen angenommen, trockneten allerdings auch schnell aus. Im Jahr 2019 legten die Kreuzkröten sogar in zwei Perioden ihren Laich ab. Tatkräftige füllten Mitglieder des NABUS und der Amphibien-Ranger Christian Dupre mehrmals Wasser in die Folienteiche nach, so dass sichergestellt wurde, dass die Verwandlung zum Jungtier für mindestens 100 junge Kreuzkröten in diesem Jahr möglich war.

 Wünschenswert wäre der Ausbau der Population durch Vergrößerung des Lebensraumes, Potential hat das Gebiet allemal.

 Bettina Krebs (Biologische Station der Städteregion Aachen)

 

Kinzweiler: Neuer Kreuzkrötentümpel 2012

In Eschweiler-Kinzweiler liegt das Gelände einer ehemaligen Kieswäsche, die im August 1993 stillgelegt worden ist. Im Juli 1997 wird ein Pachtvertrag zwischen der Stadt Eschweiler und unserem Verband unterzeichnet. Der NABU Aachen-Land betreut und entwickelt den Biotop seitdem im Sinne des Naturschutzes und in enger Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde.

Das Vorkommen der seltenen Kreuzkröte mit dem charakteristischen Streifen auf dem Rücken ist ein Grund für die Schutzwürdigkeit des Gebietes. Allerdings wäre der Bestand ohne zwischenzeitlichen Einsatz unserer Aktiven vermutlich längst zusammengebrochen. Zu häufig sind die Laichbedingungen in extrem trockenen Jahren zu ungünstig gewesen. Neben anderen Hilfsmaßnahmen hat man künstliche Kleingewässer angelegt: flach und weitgehend vegetationsfrei. Dadurch hat man die Verdunstung stark herabgesetzt und das Einwandern von natürlichen Feinden minimiert.

 Der in diesem Jahr (2012) geschaffene Tümpel ist nicht nur gut angenommen worden, sondern er hat auch die Trockenperioden ohne größere Wasserverluste dauerbespannt überstanden.

(wv / Fotos: Karl Gluth)

 

weitere Informationen zum betreuten Gebiet

NABU-Biotop:

Ehemalige Kieswäsche in Kinzweiler

von Wolfgang Voigt

Im August 1993 wird im Eschweiler Stadtteil Kinzweiler das Kieswerk stillgelegt. Betreiber ist die "Hürtherberg Steine und Erden GmbH", eine Tochter der Rheinbraun, gewesen.
Rheinbraun ist vertraglich verpflichtet, das Gelände ökologisch gestaltet an die Stadt Eschweiler zu übergeben. Am 2. Februar 1995 erfolgt eine erste Begehung der ehemaligen Kieswäsche durch die NABU-Aktiven Heinz Göbbels, Karl Gluth, Helmut Sang und Rita Robertz. Unser Verband bemüht sich um Kauf oder Pacht des vor allem für Wasservögel wichtigen Sekundärbiotops.
Am 9. April 1995 schreibt der Erste Vorsitzende Wolfgang Voigt an die Stadt Eschweiler. Stadtdirektor Härchen wird dadurch über das Interesse des NABU an der Kieswäsche offiziell unterrichtet.
Am 26. Oktober 1995 kommt es zu einem Termin beim Liegenschaftsamt der Stadt Eschweiler. Amtsleiter Kuth, Herr Siebold vom Kreis Aachen sowie Karl Gluth und Wolfgang Voigt verhandeln über eine mögliche Übernahme durch den NABU.

Am 25. Januar 1996 unterbreitet uns die Stadt Eschweiler ein Angebot: Sie will uns das Grundstück 20 Jahre lang für einen jährlichen Pachtpreis von DM 100,- verpachten. Wir stimmen fristgerecht zu, damit sich der Stadtrat mit der Angelegenheit befassen kann.
Karl Gluth und Wolfgang Voigt nehmen an einem abschließende Gespräch mit Vertretern von Rheinbraun, der Unteren Landschaftsbehörde und der Stadt Eschweiler teil. Es geht um die Rekultivierungsmaßnahmen in der Ehemaligen Kieswäsche Kinzweiler. Vor Ort werden die Vorstellungen der beteiligten Interessensgruppen abgestimmt.
In einem Schreiben der Stadt Eschweiler an die Rheinbraun AG vom 12. Juli 1996 wird seitens des Liegenschaftsamtes angefragt, ob der NABU Aachen-Land die Hege und Pflege bereits jetzt übernehmen könnte, "unabhängig von einer später zwischen der Stadt Eschweiler und dem Naturschutzbund vorzunehmenden vertraglichen Regelung". Dem wird von Rheinbraun zugestimmt.

Am 27. August stehen die Insekten, vor allem die Schrecken im Vordergrund. Hildegard Krebs-May, Martin May und Helmut Sang stoßen bei diesem Termin als Experten dazu.
Am 6. September 1997 kommt es auf dem Gelände zum ersten Arbeitsansatz. Die Pflegemaßnahmen, die mit der Unteren Landschaftsbehörde abgestimmt sind, dauern zunächst bis in den November hinein an und finden in einem sechsstündigen Einsatz ihren vorläufigen Höhepunkt: Im wesentlichen werden Birken-, Ahorn- und Weidenkeimlinge in den Bereichen entfernt, die als offene Sand-Kies-Flächen erhalten bleiben sollen. Größere Weiden werden außerdem im unmittelbaren Uferbereich des Großgewässers ausgegraben bzw. zurückgeschnitten. Das anfallende wird zu einem Totholzhaufen aufgeschichtet.
Eine weitere Arbeitsgruppe ist mit dem Anlegen von Steinhaufen mit Höhlungen beschäftigt.

 Am 13. Mai 1998 wird eine Rettungsaktion für Kreuzkröten durchgeführt. Karl Gluth und Günter Venohr sind mit Wassertanks unterwegs, um die Laichgewässer vor dem Austrocknen zu bewahren.

Am 14. November 1998 findet eine erste Pflanzaktion statt. Bei strömenden Regen werden etwa 700 Weißdorn-, Schlehen- und Hundsrosen-Sträucher auf den Wall gesetzt.
Am 7. September 1999 führt Karl Gluth 15 Interessenten durch die ehemalige Kieswäsche, die der NABU jetzt schon seit zwei Jahren betreut. Frau Assenmacher vom Umweltamt der Stadt Eschweiler hat darum gebeten. Genau einen Monat später werden mit dem Einsatz einer Planierraupe Teile des Geländes wieder bewuchsfrei gemacht. Die von unserem Verband in Auftrag gegebene Pflegemaßnahme dauert zwei Tage und wird mit Landesmitteln gefördert.


verbrannter Schilfgürtel, 2011
verbrannter Schilfgürtel, 2011

 

 

Im Jahr 2011 kommt es zu einem Brand im Gebiet, vermutlich verursacht durch Personen, die wild geangelt haben. Die wenigsten wissen übrigens, dass diese Fischwilderei keine einfache Ordnungswidrigkeit darstellt, sondern nach dem Strafgesetzbuch eine Straftat.

 

 

 

 


Foto: Wolfgang Voigt
Foto: Wolfgang Voigt

 

 

Am 7. Januar 2013 startet eine Reihe von Pflegemaßnahmen. Ihr Ziel ist die Optimierung der Bedingungen für einige seltene Arten. Außerdem werden Vorgaben des Landschaftsplanes und der Verordnung zur Ausweisung des Naturschutzgebietes umgesetzt.

(wv)


Erfolgreiche Pflegemaßnahmen

Die Pflegemaßnahmen in den Jahren 2013 bis 2016 haben sich gelohnt. Zum Beispiel gibt es wieder über 100 Knabenkraut-Exemplare und eine teppichartige Ausbreitung des Wintergrün-Bestandes.

 

Fotos: Dr. Eike Lange / Juni 2016


Pflegemaßnahmen im September 2016

Das Entfernen von Baum- und Strauchsämlingen wird notwendig, um den Charakter der Freiflächen zu erhalten.

In einem Teilbereich sind mehrere kleine Feuchtbiotope angelegt. Diese dienen verschiedenen Amphibienarten (darunter der Kreuzkröte) als Lebensraum. Besonderes Augenmerk wird auf Bereiche mit Orchideen-Vorkommen gelegt, welche eine Verschattung nicht dulden würden.

Um zum Erfolg zu kommen, sind die getroffenen Maßnahmen in regelmäßigen Abständen nötig. Hierbei helfen uns neben eigenen aktiven Mitgliedern auch Mitarbeiter von WABE e.V. (siehe Foto!).

 

Foto: Helmut Hager 


Artenlisten bei naturgucker.de gibt es hier