NABU-Biotop:

Sandgrube am Broicher Bend

von Wolfgang Voigt

Die ehemalige Sandgrube am Broicher Bend, größtenteils auf Würselener Stadtgebiet, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Über viele Jahre hat sie eine Uferschwalbenkolonie in der Steilwand Richtung Broicher Siedlung und ein Feuchtgebiet an ihrem Fuße besessen. Letzteres ist durch landwirtschaftliche Maßnahmen (Maisanbau! Düngereinsatz!) zerstört worden. Auch die Schwalbenkolonie ist 1985 nach fast 30 Jahren verlassen worden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Kolonie vorübergehend auf bis zu 178 Brutpaare (1970) angewachsen. Zum Vergleich: In den Nievelsteiner Sandwerken im benachbarten Herzogenrath wird 1980 die Maximalzahl mit 400 Niströhren erreicht.

Gerhard Moll erwähnt die Kolonie 1970 in einem Exkursionsbericht für die Lokalpresse: "Etwas Besonderes bot ein Abstecher zu den Broicher Kiesgruben. Dort konnte eingehend das Treiben in einer Uferschwalben-Kolonie betrachtet werden. Mehr als 130 Brutröhren haben die kleinen, oberseits bräunlichen Schwalben in die steilen Sandhänge gegraben. Obgleich anscheinend alle Höhlen besetzt waren und wohl schon z.T. Junge enthielten, flog ein offensichtlich wohnungssuchender Spatz von einem Loch zum anderen und schaute nach, ob etwas für ihn frei sei. Alsbald wurde er von empörten Uferschwalben vertrieben."

62 Brutröhren sind es 1982 noch gewesen, als in der "Aachener Volkszeitung" die Schlagzeile "Steilwand unter Schutz: Uferschwalben gerettet" erschienen ist. Ferner ist da zu lesen:

"Handfesten Naturschutz praktizierte nun die Alsdorfer Ortsgruppe im Deutschen Bund für Vogelschutz. Ein Steilhang einer Kiesgrube am Rande der Broicher Siedlung wurde dank des Einsatzes der Vogelschützer gerettet. Denn dort sind Uferschwalben heimisch geworden. Genau 62 Brutröhren hat Gerhard Moll, Vorsitzender der Ortsgruppe, in dieser Steilwand, die vier Meter hoch und rund 40 Meter lang ist, gezählt.
Die Kiesgrube im ‘Broicher Bend’ zwischen der Kläranlage und dem Kloster Heilig Geist wurde bis zum Jahre 1981 ausgebeutet und danach rekultiviert. Die Vogelschützer haben nun einen Pachtvertrag abgeschlossen. Sie wollen sich damit intensiv um die Brutstätten der Uferschwalben kümmern. Das Gelände drumherum ist bereits eingezäunt. Nun soll noch eine Hecke angepflanzt werden, damit die Vögel ungestört brüten können."

Wie bereits erwähnt hat man die Kolonie nicht auf Dauer retten können. 1985 haben die Vögel den "Broicher Bend" verlassen. Nach Abbauende haben vermutlich die frischen Abbruchkanten als Anreiz für die Tiere gefehlt.

Zwischenzeitlich wird dann die ehemalige Grube mit Bodenmaterial überdeckt und zum Maisanbau genutzt. Die Talaue ist durch Düngereinsatz bedroht. Deswegen stellt der NABU an den Kreis Aachen den Antrag, das Gelände aufzukaufen. Dies geschieht dann 1997. Damit ist eine Herstellung der ursprünglichen Laichgewässer und der Steilwand möglich. Im Jahre 1999 übernimmt der NABU die Patenschaft für die wiedergewonnene Naturzone. Landrat Carl Meulenbergh überreicht am 25. Mai die entsprechende Urkunde an Wolfgang Voigt, den damaligen 1. Vorsitzenden des NABU Aachen-Land e.V.