Bilder der ehem.Deponie aus 2013

NABU-Biotop:

Ehemalige Deponie Maria Theresia in Herzogenrath

Foto: Wolfgang Voigt
Foto: Wolfgang Voigt

von Hans Raida

Der Name Maria Theresia steht für einen ehemaligen Braunkohle-Tagebau im Wurmtal bei Herzogenrath. Bereits 1861 begann die erste Abbauphase. Der planmäßige Abbau fand von 1960 bis 1982 statt mit einer Jahreskapazität von 250.000 Tonnen. Nach der Ausbeutung verkippte die Stadt Aachen hier ihren Hausmüll bis 1983.

 

Deponie Maria Theresia weiter für die Öffentlichkeit gesperrt

Schilder weisen darauf hin, dass es sich bei der ehemaligen Hausmülldeponie um Betriebsgelände handelt, weil sich noch technische Anlagen auf der Fläche befinden. Über Rohrleitungen wird dem Müllkörper Gas entzogen und verwertet. Durch Generatoren wird Strom erzeugt, welcher der Versorgung der Betriebsanlagen dient. Der nicht verbrauchte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist. An den 73 Schächten - Messpunkte für Gas und Wasser - werden regelmäßig Messungen und Wartungsarbeiten durchgeführt.


Die Deponie ist im Inneren und auch an der Oberfläche noch ständigen Veränderungen unterworfen. Flächenhaft senkt sich das Gelände; es entstehen aber auch kleinere Senken, Beton und Stahlteile treten aus. Sie bilden eine Gefahr beim Begehen des Geländes. Der Stadt Aachen als Eigentümer obliegt die Verkehrssicherung. Sie begrenzt ihre Verpflichtung mit der Sperrung des Gebietes.

Ehemalige Deponie als Naturschutzgebiet?!

Der Rat der Stadt Aachen hat den Beschluss gefasst, das Gebiet zum Naturschutzgebiet zu entwickeln. Entsprechend wurde ein Rekultivierungsplan im Zusammenwirken mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Aachen und der Stadt Aachen erstellt.

Nach einer Teilrekultivierung lagen mehrere Nutzungskonzepte vor. Der NABU-Kreisverband Aachen-Land erhielt den Zuschlag und schloss 1997 mit der Stadt Aachen einen Pachtvertrag ab. Dem Vertrag liegt der Naturschutzgedanke zugrunde; er sieht auf dem 26 Hektar großen Areal z.T. eine extensive landwirtschaftliche Nutzung vor.

Die Pacht einer "Müllkippe" war bei den NABU-Mitgliedern nicht unumstritten. Die positive Entwicklung innerhalb weniger Vegetationsperioden hat aber letztlich auch die Skeptiker von der Richtigkeit der Anpachtung überzeugt.

Auf der durch Hügel und Senken, Trocken- und Feuchtbereiche strukturierten Fläche hat sich eine Vielfalt an Pflanzen entwickelt. Bei mehreren Exkursionen wurde die Entwicklung beobachtet und dokumentiert. Insgesamt sind bisher 140 Pflanzenarten erfasst, darunter auch zwei Orchideenarten (Dactylorhiza praetermissa und D. maculata).

 Insbesondere wurde das Gebiet Zufluchtstätte für Pflanzen und Tiere, die aus der Agrarlandschaft verdrängt wurden, so für Fasan, Rebhuhn und Wachtel. Aber auch Reh, Fuchs und Dachs haben hier ihr Revier oder nutzen die Fläche als Nahrungsbiotop. 

Es kehrten aber auch Vogelarten zurück, die seit Jahrzehnten im Nordkreis nicht mehr festgestellt wurden, wie Neuntöter und Schwarzkehlchen als Brutvögel.

Einen dichten Bestand weisen Feldlerche und Goldammer auf. Alle bei uns vorkommenden Grasmückenarten haben sich als Brutvögel eingestellt: Dorn-, Klapper-, Garten- und Mönchsgrasmücke. Als Besonderheit ist noch der Brachpieper zu erwähnen. Insgesamt wurden 30 Brutvogelarten festgestellt.

Noch größer ist die Zahl der rastenden Durchzügler und Vogelarten, die das Gebiet als Nahrungsbiotop nutzen. Regelmäßig verweilen hier mehrere Graureiher, der Weißstorch wurde beobachtet und am 25.10.1998 ein Schwarzstorch. Ein sporadisch wasserführender Flachwasserbereich wird von Bach-, Gebirgs- und Schafsstelzen sowie von Kiebitzen und Bekassinen aufgesucht.

Es kehrten aber auch Vogelarten zurück, die seit Jahrzehnten im Nordkreis nicht mehr festgestellt wurden, wie Neuntöter und Schwarzkehlchen als Brutvögel.

 

Einen dichten Bestand weisen Feldlerche und Goldammer auf. Alle bei uns vorkommenden Grasmückenarten haben sich als Brutvögel eingestellt: Dorn-, Klapper-, Garten- und Mönchsgrasmücke. Als Besonderheit ist noch der Brachpieper zu erwähnen. Insgesamt wurden 30 Brutvogelarten festgestellt.


Noch größer ist die Zahl der rastenden Durchzügler und Vogelarten, die das Gebiet als Nahrungsbiotop nutzen. Regelmäßig verweilen hier mehrere Graureiher, der Weißstorch wurde beobachtet und am 25.10.1998 ein Schwarzstorch. Ein sporadisch wasserführender Flachwasserbereich wird von Bach-, Gebirgs- und Schafsstelzen sowie von Kiebitzen und Bekassinen aufgesucht.

Ringelnatter
Ringelnatter

An drei verschiedenen Stellen wurde die Ringelnatter beobachtet, sowohl Natrix natrix als auch N. n. helvetica.

Da sich die Entwicklung von Flora und Fauna in einem dynamischen Prozess befindet, werden weitere interessante Beobachtungen möglich. Die positive Entwicklung weist aber auch auf die Schutzbedürftigkeit und Schutzwürdigkeit dieses Gebietes hin.

Mit zahlreichen Arbeitseinsätzen haben aktive Mitglieder des NABU bisher die Entwicklung unterstützt.

 

 

Stand: 1. April 2000

 

 

 

Überwinterung des Schwarzkehlchens in Herzogenrath

von Hans-Georg Bommer und Günter Venohr

 

Im NABU-Gebiet zwischen Herzogenrath und Würselen-Bardenberg, ehemals Braunkohle-Tagebau Maria Theresia und danach Mülldeponie, ist es nach den Feststellungen von Günter Venohr in den Winterhalbjahren 1999/2000 und 2000/2001 zu kompletten Überwinterungen von 1 bis 2 Schwarzkehlchen gekommen. So hat er in der Zeit von Mitte Dezember 1999 bis in die Brutzeit 2000 hinein regelmäßig ein Männchen beobachtet. Die Begehung des Gebietes erfolgte dabei mindestens an jedem zweiten Tag. Anfang März 2000 gesellte sich zum Männchen ein Weibchen hinzu. Nach einer erfolgreichen Brutsaison hielten sich sodann im Winter 2000/2001 im Gebiet sogar zwei Tiere, Männchen und Webchen, ohne Unterbrechung auf.
Die Art wurde hier erstmals vor etwa 13 Jahren als Brutvogel festgestellt und war von 1998 bis 2000 regelmäßig mit einem Paar Brutvogel. Im Jahr 2001 war das Brutrevier zwar im März zunächst besetzt, wurde jedoch dann aufgegeben, nachdem das Verschwinden des Weibchens festgestellt worden war.
Das vom NABU gepachtete Gebiet ist ein gut strukturierter Offenlandbiotop mit großflächigen Staudenzonen, eingestreuten Gehölzgruppen und wechselnden Trocken- und Feuchtbereichen. Vor allem die Überwinterer hielten sich bevorzugt in den dichteren Staudenarealen auf. Die dortige Vegetation ist durch Rainfarn, Wilde Möhre, Rohrglanzgras und Beifuß geprägt.
Struktur und Vielfalt des Biotops weisen darauf hin, dass das Nahrungsangebot für das Schwarzkehlchen relativ gut gewesen sein dürfte. Für diese Annahme spricht auch, dass sich hier während der Zugzeiten kurzzeitig weitere Tiere aufhielten.
Angesichts des vorgenannten Sachverhaltes - in 2000 nahtlose Verbindung zwischen Überwinterung und Brutzeit - liegt die Vermutung nahe, dass Brutvögel und überwinternde Tiere identisch gewesen sind.
Die Überwinterungen stellen insoweit eine Besonderheit dar, als nach unserem Kenntnisstand damit für das Rheinland die ersten vollständigen Überwinterungen eines Einzeltieres und eines Paares nachgewiesen worden sind. Zwar heißt es in NIETHAMMER (1937), dass einzelne Schwarzkehlchen bei uns, selbst noch in Schleswig-Holstein überwintern. KNORR (1967) hat dies jedoch für den Bereich des ehemaligen Kreises Erkelenz insoweit eingeschränkt, als er einzelne Überwinterungen für wahrscheinlich gehalten hat. In diesem Zusammenhang hat er drei Dezemberbeobachtungen von Männchen aus den Jahren 1932, 1939 und 1942 erwähnt. Laut MILDENBERGER (Avifauna des Rheinlandes, 1984) ist die Art seit 1930 zehnmal im Dezember, zwölfmal im Januar und siebenmal in der ersten Februarhälfte beobachtet worden. M. Gellissen hat am 30.12.1998 auf dem ehemaligen Militärflugplatz bei Wildenrath zwei Männchen beobachtet. Komplette Überwinterungen einzelner Individuen wurden für das Rheinland allerdings weder in der Literatur erwähnt, noch sind sie uns ansonsten bekannt geworden.
In GLUTZ VON BLOTZHEIM (1988) werden für Mitteleuropa Winterbeobachtungen und Überwinterungsversuche angesprochen, wobei alljährliche Überwinterungen in geringer Zahl jedoch nur für das Südtessin/Schweiz, die südlichen Niederlande und Belgien genannt werden. BEZZEL erwähnt das Schwarzkehlchen ebenfalls als vereinzelten Überwinterer im Süden der Niederlande und Belgien (vgl. Kompendium 1993). Im nördlichen Teil des Kreises Aachen wurde in der Vergangenheit erst ein Überwinterungsversuch der Art bekannt, nämlich aufgrund einer Beobachtung von R. HENNES am 26.12.1979 (vgl. Fehr 1991).
Alles in allem beschränken sich die Literaturangaben für das Rheinland auf Überwinterungsversuche. Vollständige Überwinterungen einzelner Tiere oder Paare sind uns für die Zeit vor 1999/2000 bisher nicht bekannt gewesen.


Aktuell wurden folgende Winterbeobachtungen registriert, die in den genannten Gebieten Komplettüberwinterungen möglich beziehungsweise wahrscheinlich erscheinen lassen:

  •  am Blausteinsee bei Eschweiler am 8.11.2000 und 9.1.2001 je ein Männchen und ein Weibchen (W. Hillmann, mündlich) und am 17.1 ein Männchen (K. Gluth, mündlich)
  • im Selfkant bei Schalbruch / Kreis Heinsberg am 16.1.2001 ein Exemplar (P. Hamacher) und
  • im Rodebachtal im Bereich des Gangelter beziehungsweise Schinvelder Bruchs am 28.1.2001 ein Männchen und ein Weibchen (H. Dohmen, W. Quaedackers) und am 11.2. ein Männchen (H.-G. Bommer).


Herzogenrath / Übach-Palenberg, Oktober 2001